Soziale Medien

Demokratie braucht mehr als Hashtags

Eine Kampagne in den sozialen Medien mit dem Hashtag #ThisFlag („diese Fahne“) macht in Simbabwe Schlagzeilen. Das Echo zu dieser Kampagne, die von dem Pastor Evans Mawarire ins Leben gerufen wurde, ist überwältigend.
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Die Kampagne fordert die Bürger auf, sich die Landesflagge von Simbabwe umzuhängen und das Foto auf sozialen Medien zu teilen, als Zeichen der Einheit gegen den langanhaltenden politischen, ökonomischen und sozialen Zerfall des Landes. Mawarires einfache Worte in seinem ersten Post lauteten: „Wenn ich die Flagge anschaue, erfüllt sie mich nicht mit Stolz, sondern ich habe das Gefühl, ich würde lieber zu einem anderen Land gehören. Ich will sie jetzt mit neuem Mut betrachten und mich daran erinnern, dass dies mein Land ist.“ Dies war der Anstoß dazu, dass unzählige Simbabwer die Politiker nun auffordern, die Probleme endlich zu lösen.

Simbabwe ist kein großes Land; Zehntausende von Retweets im In- und Ausland zeigen, dass Mawarire den aufgestauten Frust seiner Mitbürger in Worte gefasst hat. Keiner kann jedoch vorhersehen, ob dieser Online-Aktivismus einen wirklichen Einfluss auf Simbabwes Politik haben wird. Echte Demokratie wird nicht auf magische Weise erscheinen, indem man einen Hashtag retweetet. Soziale Medien greifen Themen auf, aber wirkliche Veränderungen erfordern konkrete Aktionen vor Ort und nicht nur Online-Aktivismus.

Internet- und Mobiltelefonnutzung hat in den vergangenen Jahren in Simbabwe enorm zugenommen, aber der Internetzugang und so auch die Nutzung der sozialen Medien bleiben nach wie vor einer Elite vorbehalten. User leben in der Regel in den Städten oder in der Diaspora. Laut der Telekommunikationsbehörde von Simbabwe beträgt die Rate der Internetdurchdringung im Land 48,1 Prozent, was 6,7 Millionen Nutzern entspricht.

Die meisten User nutzen das Internet via Handy, was teuer ist. In einem Land mit sehr eingeschränkter Meinungsfreiheit öffnen soziale Medien jedoch Kanäle für einige wenige, um sich offen auszutauschen und so der Zensur zu trotzen.

Informationsminister Jonathan Moyo tat die #ThisFlag-Bewegung verächtlich als den „Furz eines Pastors in den Korridoren der Macht” ab. In Simbabwe kann politisches Engagement gefährlich sein. Vor über einem Jahr wurde Itai Dzamara, ein bekannter Kritiker von Präsident Robert Mugabe, entführt. Er ist noch immer verschwunden; Amnesty International verfolgt seinen Fall.

Pastor Mawarire hat einen emotionalen Austausch über Simbabwes unaufhaltbaren Niedergang losgetreten. Aber je länger die Forderungen der Kampagne unbeantwortet bleiben, umso frustrierter sind die Bürger, die mit einem Regime leben müssen, das eisern an der Macht festhält.


Chief K.Masimba Biriwasha ist ein Online-Journalist aus Harare, Simbabwe.
biriwasha.m@gmail.com


Link
https://twitter.com/hashtag/thisflag

 

 

 

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