Agrarregionen

Innovationshemmnisse beseitigen

Eine Welt ohne Hunger, wie sie die UN mit den Sustainable Development Goals (SDGs) anstreben, ist möglich. Weitermachen wie bisher reicht aber nicht. Den Worten müssen Taten folgen, und zwar besonders im ländlichen Raum, wo etwa drei Viertel aller Armen und Hungernden der Welt leben.
Mali könnte ohne Transportmöglichkeiten im Land keine Baumwolle exportieren. Böthling/Photography Mali könnte ohne Transportmöglichkeiten im Land keine Baumwolle exportieren.

Wir müssen die ländlichen Regionen fit machen für die Zukunft – und zwar nicht nur um den Hunger zu besiegen, sondern auch um die anderen SDGs zu erreichen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen Lebensperspektiven haben.

Leistungsfähige ländliche Infrastruktur spielt dafür eine entscheidende Rolle. Überall auf der Welt unterliegt der ländliche Raum einem mehr oder weniger starken Strukturwandel. Die Produktivität der menschlichen Arbeit im Agrar- und Ernährungssektor wird durch den Einsatz von Wissen und Kapital erhöht. Innovation ist zur wichtigsten Triebkraft geworden. Die Politik sollte dies unterstützen und gezielt nutzen, um den Strukturwandel in eine sozial gerechte und nachhaltige Richtung zu lenken.

Letztlich treiben die Investitionsentscheidungen von Abermillionen Einzelakteuren – von Kleinbauern über Input-Provider und Händler bis hin zu Lebensmittel-Verarbeitern und Finanzdienstleistern – den Wandel an. Tempo und Umfang ihrer Investitionen hängen aber vom Rahmen ab, den Politik und öffentliche Verwaltung vorgeben.

Forschungsergebnisse bestätigen, dass der öffentlich geförderte Ausbau der Infrastruktur wichtig ist. Dabei geht es beispielsweise um Elektrifizierung, Straßen, Telekommunikation, Schienen, Häfen, Bewässerung, auf Kleinbetriebe zugeschnittene Agrarforschung, aber auch um Bildungs- und Beratungsprogramme, Schulen, Krankenstationen sowie die Trinkwasser- und Sanitärversorgung. All das ist nützlich, denn es fördert sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch den Einstieg in landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten. Meist sind staatliche Vorleistungen nötig, allerdings können bei kluger Regulierung auch private Akteure relevante Leistungen erbringen.

Grundsätzlich gilt es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auf dem Land Arbeitsplätze entstehen – und zwar besonders in Afrika, dessen Position in der globalen Ökonomie zur Schaffung von Industriearbeitsplätzen vergleichsweise ungünstig ist. Es muss in die Bereiche investiert werden, die der lokalen Ökonomie und ihren endogenen Potenzialen entsprechen. Es liegt also auf der Hand, zunächst den Aufbau einer eigenständigen und leistungsfähigen Agrar- und Ernährungswirtschaft zu fördern und zugleich sämtliche vor- und nachgelagerte Bereiche zu entwickeln.

Wenn eine leistungsfähige Agrar- und Ernährungswirtschaft etabliert ist, generiert sie zusätzliches Einkommen. Dieses Geld belebt die örtliche Nachfrage nach Baumaterialien, Handwerksleistungen, Transportmöglichkeiten, Kleidung und so weiter. Dadurch entstehen neue Arbeitsplätze, und so kommt eine endogene, nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes in Gang.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist überzeugt, dass die Überwindung von Hunger und Mangelernährung einen breiten, umfassenden Ansatz erfordert. Deshalb unterstützt das BMZ die Agrarentwicklung als das Rückgrat der ländlichen Ökonomie. Andererseits investiert es in viele Bereiche „rund um die Landwirtschaft“ wie die technische und soziale Infrastruktur sowie das nachhaltige Ressourcenmanagement.

Im Rahmen der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger hat das BMZ sein Engagement seit zwei Jahren noch einmal deutlich ausgeweitet. Es unterstützt nun zuvor vernachlässigte, aber strategisch wichtige Dinge. Hierzu zählen beispielsweise die Innovationsförderung in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die multi-sektorale Ernährungssicherung oder der Bodenschutz. Das BMZ hat mit 15 Ländern einen Schwerpunkt für Ernährungssicherung und ländliche Entwicklung vereinbart und stellt dafür jährlich rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Gemeinsam wollen wir, etwa durch den Aufbau von Grünen Innovationszentren, Innovationsblockaden beseitigen und Maßnahmen zur Förderung einer wissensbasierten modernen Agrar- und Ernährungswirtschaft ergreifen.


Stefan Schmitz ist Unterabteilungsleiter und Beauftragter für die Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
stefan.schmitz@bmz.bund.de

 

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