Corona

Was Corona für HIV/Aids, TB und Malaria bedeutet

Der aktuelle Jahresbericht des Global Fund meldet zum ersten Mal in seiner fast 20-jährigen Geschichte Rückschläge im Kampf gegen HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria. Der Grund ist Covid-19.
TB-Patient im indischen Ahmedabad. Ritesh Shukla/picture-alliance/NurPhoto TB-Patient im indischen Ahmedabad.

Als der Global Fund im Jahr 2002 gegründet wurde, schienen HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria überwältigend. Seine Aufgabe ist, diese drei Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Mittlerweile haben vom Global Fund unterstützte Programme 44 Millionen Menschenleben gerettet, wie es im aktuellen Jahresbericht heißt.

Große Fortschritte gibt es laut Fund bei HIV/Aids. Seit seiner Gründung seien dort, wo er Gesundheitsinitiativen unterstütze, aidsbedingte Todesfälle um zwei Drittel gesunken. Die weltweiten Neuinfektionen hätten zwischen 2010 und 2020 um 31 Prozent abgenommen. Im selben Zeitraum sei die Anzahl der Patienten mit antiretroviraler Therapie um fast 20 Millionen gestiegen. Im Jahr 2020

  • hätten 84 Prozent der HIV-Infizierten eine Diagnose erhalten,
  • seien 87 Prozent der Diagnostizierten in Behandlung gewesen, und
  • 90 Prozent der Behandelten hätten ein weitgehend normales Leben führen können.

Der Global Fund betont, damit seien die 90-90-90-Ziele, welche die UN-Generalversammlung 2016 beschloss, fast erreicht worden. Selbstverständlich bedrohe die Krankheit aber weiterhin gefährdete Gruppen wie junge Frauen, Drogenabhängige oder Sexarbeitende.

Zum ersten Mal verzeichnet der Global Fund allerdings Rückschläge – wegen Covid-19. Die Zahl der HIV-Tests sei 2020 um 22 Prozent gesunken, und die Förderung durch den Fund habe insgesamt 11 Prozent weniger Menschen erreicht.

Covid-19 war zudem voriges Jahr die Krankheit mit den meisten Todesopfern weltweit. Laut Global Fund liegt Tuberkulose nun auf Platz zwei. Seit 2002 seien dort, wo er arbeite, die TB-Todesfälle um 28 Prozent gesunken – und die Neuinfektionen um vier Prozent. Das Ziel, die Zahl der TB-Toten von 2015 bis 2020 um 35 Prozent zu verringern, sei nicht erreicht worden. Bis 2019 habe der Rückgang nur 15 Prozent betragen; aktuellere Daten lägen noch nicht vor.

Häufige Verwechslung

Tuberkulose und Covid-19 werden dem Global Fund zufolge leicht verwechselt, weil sie ähnliche Symptome haben. Vielen Menschen mit TB-Symptomen wie Husten und Fieber seien aber Tests und Behandlung verwehrt geblieben.

Covid-19 gefährdet somit den bisherigen Fortschritt bei der Diagnose von TB-Infektionen. Der Global Fund geht davon aus, dass der Anteil der TB-Erkrankten, die nicht von ihrer Infektion wussten, vor der Corona-Pandemie von 46 Prozent 2013 auf 29 Prozent 2019 gesunken sei. Diese Quote müsse weiter zurückgehen, zumal multiresistente TB-Erreger sehr gefährlich seien (siehe auch Roli Mahajan im Schwerpunkt des E+Z/D+C e-Paper 2020/03) und entsprechende Infektionen dringend erkannt werden müssten. Weltweit hätten von den Menschen, die an antibiotikaresistenten Keimen starben, ein Drittel an Tuberkulose gelitten. Positiv sei indessen, dass prophylaktische TB-Behandlungen von Kindern im vorigen Jahr um 13 Prozent zugenommen hätten.

Der Global Fund bezeichnet den Fortschritt im Kampf gegen Malaria als einen der größten Erfolge des öffentlichen Gesundheitswesens. In den geförderten Ländern seien die Malaria-Todesfälle in den Jahren zwischen 2002 und 2019 um 45 Prozent gesunken. Jedoch verbreite sich eine Resistenz gegen das gängigste Malaria-Medikament Artemisinin. Außerdem würden Moskitos gegenüber Insektiziden weniger empfindlich.

Laut Global Fund stagnieren deswegen seit 2017 die Zahlen im Kampf gegen die Krankheit. Trotzdem scheine die Ausrottung von Malaria zum Greifen nah. Im Februar 2021 habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) El Salvador als malariafrei eingestuft. Außerdem sei die prophylaktische Behandlung von Kindern gegen Malaria vorangekommen.

Die Pandemie habe allerdings auch die Malaria-Prävention erschwert, etwa wegen längerer Lieferzeiten für medizinische Ausrüstung. Corona-Einschränkungen hätten zudem groß angelegte Kampagnen verhindert. Im Kampf gegen Malaria habe das aber weniger Schaden angerichtet als im Blick auf HIV/Aids und Tuberkulose.


Link
Global Fund: Results report 2021.
https://www.theglobalfund.org/en/results/


Aenne Frankenberger studiert Anglistik und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Gießen. Sie macht derzeit ein Praktikum in der E+Z/D+C Redaktion.
euz.editor@dandc.eu

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