Universitäten

Realitätsfremd

Unternehmensgründer sind für wirtschaftliche Entwicklung wichtig. Universitäten bereiten junge Menschen auf einschlägige Herausforderungen aber kaum vor.
Remote sensing lab at the Uiversity of Ghana Schytte/Lineair Remote sensing lab at the Uiversity of Ghana

Zur Armutslinderung ist es nötig, die Wirtschaft anzukurbeln. Doch in vielen Ländern gibt es nicht genügend junge Fachkräfte mit Führungskompetenzen. Professor Rosemond Boohene von der University of Cape Coast UCC in Ghana bemängelt, dass Hochschulen sich oft nicht um die Bedürfnisse ihrer Länder kümmern: „Wir erwarten von den Universitäten, den Studenten Fähigkeiten zu vermitteln, die wirtschaftliche Probleme lösen.“

In Ghana klagen Unternehmen, dass sie Hochschulabsolventen meist weiterqualifizieren müssen. „Oft sind die Lehrpläne realitätsfremd und erfüllen nicht die Anforderungen des Marktes“, urteilt Boohene. Ihr schwebt engere Kooperation von Bildungsinstitutionen mit Unternehmen vor.  Hochschulen sollten zum Beispiel Vertreter aus der Wirtschaft als Gastredner einladen, um den Studenten einen praktischen Bezug zu den Unterrichtsinhalten zu vermitteln.

Südlich der Sahara mangelt es noch immer an kleinen und mittleren Unternehmen, obwohl sie der Motor der Wirtschaft sind. Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg HBRS, kritisiert, dass Geberprogramme sich lange zu sehr der Grundbildung gewidmet haben. Aus seiner Sicht ist Hochschulbildung entwicklungsrelevant und muss Ländern helfen, eigene Lösungen für Probleme zu finden.

Praxisorientierte Ausbildung sei besonders schwierig, wenn sich Universitäten weit entfernt von den Standorten bestimmter Wirtschaftszweige befinden, sagt Karen Hauff von der GIZ. Auf einer gemeinsamen Konferenz von UCC und HBRS in Rheinbach im November riet sie Universitäten, die wirtschaftlichen Potenziale ihrer Region zu bewerten und Lehrpläne auf deren spezifischen Bedarf abzustellen.

Viele Hochschulabsolventen schrecken vor den Risiken des Unternehmertums zurück. Dies gilt besonders für Frauen. Ghanaische Frauen sind aufgrund kultureller Traditionen tendenziell weniger risikofreudig, sagt Boohene. Tatsächlich sind Unternehmen, die Frauen gehören, in der Regel kleiner als die in männlichem Besitz. Dennoch tragen Gründerinnen auf relevante Weise zur Entwicklung bei siehe auch Artikel nächste Seite.

Edward Marfo Yiadom von der UCC fordert, dass Hochschulen und Unternehmen sich ihrer jeweiligen Rollen bewusstwerden sollen und Verantwortung übernehmen müssen: Die Aufgabe der Hochschulen sei es, sachkundige und innova­tive Studenten auszubilden, während Unternehmen die praktische Erfahrung bieten sollten.

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