Vereinte Nationen

Weckruf vor dem Weltgipfel

Rechtzeitig zum UN-Weltgipfel im Juni in Rio („Rio+20“) hat eine Gruppe internationaler Experten des UN High Level Panel on Global Sustainability einen neuen Bericht über nachhaltige Entwicklung vorgelegt. Klimaexperte János Pásztor stellte dieses Dokument Ende ­Fe­bruar in Berlin vor.

Von Eleonore von Bothmer

Wirtschaft, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit hängen eng zusammen und müssen ganzheitlich betrachtet werden, heißt es in dem Bericht „Resi­lient People, Resilient Planet: A Future Worth Choosing“. Er untersucht die internationale Umweltpolitik der vergangenen 25 Jahre. Selbstverständlich existieren bereits hervorragende Studien, etwa von der Weltbank, sagt auch János Pásztor. Dennoch fehle in der Praxis noch immer das seit Jahrzehnten angemahnte „vernetzte Denken“, das alle Einzelpunkte zu einem großen Ganzen zusammenfüge.

Außerdem dürften in den Überlegungen nicht mehr nur – wie etwa im Falle der UN-Millenniumsentwicklungsziele – die armen Länder und auch dort nur einige bestimmte Themen berücksichtigt werden, sondern es gehe um alle Länder und alle Themen. Die Experten-Kommission der UN, deren Vorsitzender Pásztor war, gibt daher in sechs Kapiteln 56 Empfehlungen ab, wie Staaten und internationale Gemeinschaft eine nachhaltige Entwicklung fördern können.

Frauen besser in Wirtschaft einbinden

„Für eine nachhaltige Entwicklung bedarf es einer neuen globalen Architektur“, sagt Pásztor und rät dazu, einen globalen Rat für nachhaltige Entwicklung einzurichten. „Verschiedene Akteure müssen zusammengebracht werden.“ Er mahnt langfristiges Denken in Politik und Wirtschaft an. Zudem müssten endlich Wege gefunden werden, Frauen besser in Entscheidungen ­einzubinden. Ihr Ausschluss aus dem Wirtschaftsleben verhindere Fortschritt und Wachstum erheblich.

Bei der Berliner Veranstaltung, die die KfW Entwicklungsbank und das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) organisiert hatten, betonte Pásztor, der Planet und seine Ressourcen seien begrenzt. Daraus folge, dass auch „Wachstum nicht grenzenlos möglich“ sei.

Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der KfW Bankengruppe, misst der Untersuchung eine hohe Bedeutung bei. Sie sei ein „Wake-up call“ und fordere jeden auf, sein persönliches Verhalten zu ändern. Jeder könne zu einer Veränderung beitragen, sagte Kloppenburg – und zwar im Sinne von „schnüre nicht nur den Gürtel deines Nachbarn enger, sondern auch deinen eigenen“. Imme Scholz vom DIE dagegen hätte sich noch deutlichere Worte gewünscht. Sie vermisst im Bericht noch immer den „sense of urgency“.

Im Juni wird sich zeigen, ob der neue Bericht auf die internationale Politik einen so starken Eindruck macht und der Rio+20-Konferenz zu einem ähnlichen Erfolg ­verhilft wie der Abschlussbericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ der Brundtland-Kommission 1987, der richtungs­weisend war für das Konzept der Nach­haltigkeit. „Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“, hieß es damals.

Im August 2010, mehr als 20 Jahre nach dem berühmten Brundtland-Report, hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon gemeinsam mit dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma und der finnischen Präsidentin Tarja Halonen ein 22-köpfiges Expertengremium einrichten lassen, um den Entwurf für die Umsetzung und wirtschaftliche Einbindung nachhaltiger Entwicklung zu erarbeiten.

Eleonore von Bothmer

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