Finanzdienstleistungen

Krankenversicherung für alle

In unserer Kolumne „Heutzutage“ berichten Korrespondenten aus Entwicklungsländern über alltägliche Begebenheiten. Peter Musa schreibt über eine kommunale Mikrokrankenversicherung in Kamerun. Von Peter Musa
Peter Musa

Kumbo im Nordwesten Kameruns hat 120 000 Einwohner. Der Stadtrat hat eine Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit gestartet, die Kumbo MHO, die derzeit 25 000 Mitglieder hat. Die Mikro-­Versicherung ermöglicht ihnen Krankenhausaufenthalte, weil sie die Kosten tragen können. Gegründet wurde das Programm 2004 mit Hilfe der deutschen GTZ, die heute zur GIZ gehört. Die Krankenkasse braucht technische Unterstützung von nationalen und internationalen Partnern. Die Finanzierung stützt sich aber auf die Prämien, die die Klienten zahlen.

Um beizutreten, muss ein Haushalt eine Aufnahmegebühr von 1000 CFA-Francs € 1,50 zahlen. Die Prämien hängen von der Familiengröße ab. Anfangs zahlen Familien mit bis zu vier Mitgliedern 5000 CFA-Francs pro Kopf und Jahr, Familien mit fünf bis acht Mitgliedern 4750 CFA-Francs pro Kopf und Jahr und größere Familien 4500 CFA-Francs pro Kopf und Jahr. Vom zweiten Jahr an ist der Tarif pro Kopf und Jahr 500 CFA-Francs günstiger.

Die Klienten spielen für Management und Aufsicht eine Rolle. Sie achten darauf, dass kein Geld verschwendet wird. Der Stadtrat hat eine Aufsichtsfunktion und stellt Büroräume, Strom, Wasser und dergleichen bereit.

Drei Krankenhäuser und acht Gesundheitszentren in ganz Kumbo sind derzeit an dem System beteiligt. Laut Kumbo MHO hat die Genossenschaft bis Oktober 2012 Kosten in 26 000 Krank­­­heitsfällen übernommen und dafür 300 Millionen CFA-Francs aufgewendet.

Ein Mann in den 30ern sagt, Mitgliedschaft in der Kumbo MHO bedeute „Gesundheitsversorgung in unserer Hand“. Seine Mutter hat ihn und seine Geschwister angemeldet. Sie arbeitet in einem Missions­krankenhaus. Angestellte des Banso Baptist Hospitals und des St. Elizabeth Catholic Hospitals sind zusammen mit ihren Angehörigen bei Kumbo MHO versichert.

Geholfen wird im Krankheitsfall nur, wenn verlässlich gezahlt wurde. Wenn die Prämien regelmäßig bezahlt wurden, übernimmt der Fonds je nach Art der Behandlung 50 bis 75 Prozent der Kosten. Kumbo MHO lässt auch HIV-positive Menschen nicht im Stich. Sie bekommen Geld für die nötigen regelmäßigen Bluttests. Dieses Programm wird von der GIZ unterstützt. In einem so armen Land wie Kamerun sterben viele Menschen, weil sie sich Arzt und Medikamente nicht leisten können. Kumbos MHO ist ein Modell, wie es besser geht. Hinter der Idee steckt Njong Fonyuy Donatus, Kumbos Bürgermeister und regionaler Vorsitzender der stärksten Oppositionspartei, der Social Democratic Front. Ähnliche Systeme wurden und werden inzwischen auch in anderen Kommunen Kameruns eingeführt. Sie verbessern das Leben von Tausenden von Menschen. Und sie zeigen, dass im Verlauf der Dezentra­lisierung Kommunalverwaltungen immer wichtiger und kompetenter werden.

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