World Wind Energy Association

Erneuerbare Energie

Netzausbau und effiziente Verwaltung sind wichtig, um Investitionshemmnisse für saubere Energie­technik in Ländern wie Pakistan zu reduzieren. Die internationalen Rahmenbedingungen sind indessen auch wichtig. Von Hans-Christoph Neidlein
Windparkbaustelle in der Nähe von Karatschi, Pakistan. Nordex Windparkbaustelle in der Nähe von Karatschi, Pakistan.

Laura Williamson vom Renewable Energy Policy Network for the 21st Century (REN21), das Regierungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft verbindet, hat eine gute Nachricht: „Die Schwellen- und Entwicklungsländer werden immer mehr zu Motoren der weltweiten Investi­tionen in erneuerbare Energien.“ 2004 habe das Anlagekapital in diesem Bereich in den Industrieländern insgesamt 32 Milliarden Dollar betragen, während ärmere Staaten zusammen nur auf 8 Milliarden Dollar kamen. 2013 habe sich das Investitionsvolumen für Photovoltaik, Windkraft und dergleichen auf über 122 Milliarden Dollar in der reichen Welt und 93 Milliarden Dollar in den übrigen Nationen summiert.

Gemessen am Anteil der einschlä­gigen Investitionen an der Wirtschaftsleistung, sind laut Williamson Uruguay, Mauritius, Costa Rica, Südafrika und Nicaragua die Vorreiter. China allein investiere derzeit mehr als alle EU-Länder zusammen. 95 Schwellen- und Entwicklungsländer verfolgten heute politische Programme zur Förderung erneuerbarer Energien – 2005 taten das nur 15. Kostensenkungen bei Windkraft und Photovoltaik haben Williamson zufolge diese Entwicklung beschleunigt.  

Allerdings hinkt in vielen Ländern der Ausbau der alternativen Infrastruktur den ehrgeizigen Zielen noch hinterher. Das gilt beispielhaft für Pakistan mit 180 Millionen Menschen und notorischen Engpässen in der Stromversorgung. Ende 2012 sollten laut Regierungsplänen eigentlich Windparks mit einer Leistung von 880 Megawatt installiert sein – tatsächlich verfügbar war aber laut Sohaib Malik von der World Wind Energy Association (WWEA), einem internationalen Verband, nur „eine Leistung von rund 100 Megawatt“.

Die WWEA hat zusammen mit der Heinrich Böll Stiftung und dem pakistanischen Alternative Energy Development Board in einer Studie untersucht, warum Pakistan nicht mehr erreicht hat. Mit großem Abstand nannten die befragten Unternehmen als Hauptgrund das mangelhafte Stromnetz, das ausgebaut werden müsse. Zudem klagten sie, staatliche Stellen erfüllten ihre vertraglich vereinbarten Stromabnahmepflichten nicht zuverlässig. Firmensprecher forderten zudem konsistentere Politik, bessere Koordination der Behörden, schnellere und transparente Verwaltungsverfahren und generell die „Erleichterung der privaten Geschäfts­tätigkeit“.

Aus Sicht von Kahlid Aslam von der pakistanischen Firma Sapphire Wind Power spielt zudem eine Rolle, dass es im Land noch wenig Erfahrung mit erneuerbarer Energie gibt. Es komme deshalb darauf an, den Markt mit großen Pilotanlagen in Schwung zu bringen.

Klar wurde bei einer Fachkonferenz der WWEA im Oktober in Bonn, dass an verschiedenen Schrauben gedreht werden muss, um Investitionshemmnisse abzubauen. Bei der Projektfinanzierung komme es unter anderem auf „technische und regulatorische Aspekte“ an, sagt Patric Kleineidam von dem deutschen Unternehmen Lahmeyer International.  

Nationale Politik ist wichtig – aber auch internationale Akteure sind das. Roland Roesch von der multilateralen International Renewable Energy Agency (IRENA) urteilt, es sei sinnvoll, „wenn multilaterale Geldgeber überbrückungsweise finanzielle Sicherheiten bieten“, wenn es beispiels­weise an der Kreditwürdigkeit pakistanischer Stromversorger hapere. IRENA berät ­Entwicklungsländer beispielsweise bei ­Ausschreibungen für Windkraftprojekte.  

Nick Nutall vom Sekretariat der UNFCCC (UN-­Klimarahmenkonvention) ergänzt, fossile Energieträger dürften nicht subventioniert werden, stattdessen sollten Treibhausgas-Emissionen besteuert werden (siehe auch Anthony J. Jude in E+Z/D+C 2014/11, S.  410 ff.). Die Fachleute sind sich zudem einig, dass Pakistan unter islamistischem Terror leidet und ohne internationale Unterstützung kaum die Stabilität erreichen wird, die global agierende Investoren brauchen. Experten hoffen überdies, dass der Klimagipfel Ende 2015 in Paris sich in einem neuen Weltabkommen auf eine internationale Lastenverteilung ­einigt, die den Ausbau der erneuerbaren Energie in Entwicklungsländern finanziell vorantreibt. Hans-Christoph Neidlein

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