Digitale Kommunikation

Frauen ins Netz

Immer noch nutzen weniger Frauen als Männer in Entwicklungsländern das Internet. Aus Sicht des Mikrochip-Herstellers Intel kann die Zahl der weiblichen Netizens innerhalb von drei Jahren verdoppelt werden.
Sinkende Kosten für Webzugang und Hardware allein werden laut Intel dafür sorgen, dass 450 Millionen Frauen und Mädchen in drei Jahren neu ins Datennetz kommen. Dembowski Sinkende Kosten für Webzugang und Hardware allein werden laut Intel dafür sorgen, dass 450 Millionen Frauen und Mädchen in drei Jahren neu ins Datennetz kommen.

Zurzeit nutzen weltweit rund 800 Mil­lionen Männer, aber nur 600 Mil­lionen Frauen das Internet. Südlich der Sahara haben nur etwa neun Prozent der weiblichen Bevölkerung Zugang zum Datennetz, während der Anteil der männlichen Bevölkerung immerhin 16 Prozent beträgt. Diese Zahlen stammen aus der Studie „Women and the Web“, die Intel zusammen mit Dahlberg Global Development Advisors veröffentlicht hat.

Die Autoren betonen die Bedeutung des Internetzugangs für die individuelle Entfaltung sowie für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Internetnutzung stärke das Selbstbewusstsein und erleichtere die Erwerbstätigkeit, weil der Zugang zu relevanten Informationen leichter werde. Zudem unterstütze das Internet auch poli­tisches Handeln. Die Publikation enthält Fallstudien über Initiativen zur Durchsetzung von Frauenrechten in Ländern wie Kolumbien, Indien oder Afghanistan.

Die Befragung von 2200 Frauen aus Städten und stadtnahen Gebieten in Ägypten, Indien, Mexiko und Uganda – den Kernländern der Studie – zeigt jedoch, dass die Internetnutzerinnen meist in so­zialen Netzwerken unterwegs sind. Das heißt, sie tauschen sich mehr mit Verwandten und Bekannten aus, als dass sie systematisch recherchieren.

Der Großteil der Frauen in Entwicklungsländern nutzt das Internet aber gar nicht. Dafür nennt die Studie verschiedene Gründe. Zum einen sei vielen Frauen der Nutzen des Internets nicht bewusst. Vielen Frauen und Mädchen fehlten zudem internetfähige Geräte. Internetcafés seien oft kein frauenfreundliches Umfeld, und für ihren Besuch sei Geld nötig. Auch sähen es viele Familien nicht gern, wenn Mädchen im Internet surfen. Analphabetismus wird als weiteres Hemmnis genannt.

Die Studie macht Vorschläge, wie die Zahl der Internetnutzerinnen in drei Jahren zu verdoppeln wäre. Sie geht davon aus, dass sinkende Kosten für Webzugang und internetfähige Geräte – vor allem Mobiltelefone – allein dafür sorgen werden, dass in dieser Zeitspanne rund 450 Millionen Frauen und Mädchen neu ins Datennetz kommen. Um weiteren 150 Millionen Geschlechtsgenossinnen diese Chance zu eröffnen, müssten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden: Telekommunika­tionswirtschaft, Politik und Entwicklungshilfe sollen aktiv werden, um Verständnis für das Web und seine Nutzungsmöglichkeiten zu wecken.

Aus Sicht der Autoren ist es die Aufgabe von Unternehmen, möglichst günstige Geräte und Internetzugänge zur Verfügung
zu stellen. Politische Entscheidungsträger sollen derweil den Ausbau der Telekommunikationsnetzwerke erleichtern. Entwicklungsorganisationen sollten unterdessen Initiativen, die Frauen den Umgang mit dem Internet näherbringen, unterstützen. Wichtig sei, Vorbilder zu schaffen, die andere junge Frauen dazu animieren, sich mehr mit dem Internet zu beschäftigen.

Mareike Forchheim

 

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