Klimawandel

Bilanz der Naturkatastrophen

Laut Statistiken der Munich Re haben Unwetter, Erdbeben und Hochwasser 2012 weltweit Schäden in Höhe von rund 160 Milliarden Dollar verursacht. Dazu beigetragen hat den Risikoexperten der Rückversicherung zufolge der Klimawandel.
Naturkatastrophen weltweit 1980 – 2012 2013 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – As at January 2013 Naturkatastrophen weltweit 1980 – 2012

Munich Re hat Anfang des Jahres ihre Naturkatastrophenstatistik für das Jahr 2012 vorgestellt. Demnach waren rund 60 Prozent aller Schäden weltweit nicht versichert – und das betraf vor allem Schwellen- und Entwicklungsländer. Die Rückversicherungsgesellschaft zählte  einen Rekord von 900 Katastrophen. Dabei seien die Gesamtschäden aber deutlich unter dem Höchstwert von 400 Milliarden Dollar im Jahr 2011 geblieben. Das habe mit daran gelegen, dass 2011 die japanische Dreifachkatas­trophe aus Erdbeben, Tsunami und Atom­unfall sowie ein Erdbeben in Neuseeland zu Buche schlugen.

2011 kamen laut Munich Re wegen Naturkastatrophen 27 200 Menschen ums Leben, während 2012 die Anzahl auf 9600 zurückging. Die schlimmsten humanitären Schäden habe 2012 der Taifun Bopha auf den Philippinen im Dezember angerichtet. Dort seien mehr als 1000 Menschen gestorben und viele weitere würden weiterhin vermisst. Der versicherte Schaden war dort allerdings relativ gering. Das ist für Gesellschaften typisch, in denen viele Menschen kein Geld für Versicherungen haben.

Die finanziell teuer­ste Naturkatas­trophe war laut Munich Re Hurrican Sandy, der an der Ostküste der USA im Oktober 2012 einen volkswirtschaftlichen Schaden in Höhe von 50 Milliarden Dollar anrichtete. Die Presseerklärung geht nicht detailliert auf die finanziellen Schäden ein, die derselbe Sturm zuvor in der Karibik angerichtet hatte. Sandy forderte dem Münchener Unternehmen zufolge 210 Menschenleben, von denen 80 auf karibischen Inseln zu beklagen waren.

Die zweitteuerste Katastrophe 2012 war die heftige Dürreperi­ode im Mittleren Westen der USA, mit einem Gesamtschaden von 20 Milliarden Dollar. Hurrikan und Dürre belegen aus Sicht von Peter Höppe, dem Leiter der Georisiko-Forschung von Munich Re, „mit welchen Ereignissen wir künftig häufiger rechnen müssen“. Aus Sicht des Konzerns trägt der Klimawandel „entscheidend“ zur wachsenden Häufigkeit von Naturkatastrophen bei. Tatsächlich haben meteorologische, hydrologische und klimatologische Ereignisse anders als geophysikalische Ereignisse wie Vulkanausbrüche und Erdbeben in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen, wie eine ­Munich-Re-Grafik zeigt.

Höppe prognostiziert, dass die Häufigkeit von Wirbelstürmen und Dürreperioden weiter zunehmen wird. Andererseits bedeuteten höhere Temperaturen und ein steigender Meeresspiegel voraussichtlich auch mehr Sturmfluten. Es sei unbedingt nötig, in Schutzmaßnahmen zu investieren.

Ob Menschen Versicherungsschutz kaufen, hängt von ihrer wirtschaftlichen Lage ab. In hoch entwickelten Weltregionen registriert die Munich Re eine hohe Versicherungsdichte. In Entwicklungsländern gibt es für die Assekuranzen aber noch erhebliches Wachstumspotenzial. Laut Munich Re haben von den rund 4 Milliarden Menschen weltweit, die mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen müssen, nur 10 Millionen irgend­eine Art von Versicherung.

In multilateralen Verhandlungen herrscht Konsens darüber, dass Entwicklungsländer sich auf die Auswirkungen des Klimawandels einstellen müssen und dass die reichen Nationen sie dabei unterstützen müssen. Aus Sicht der Munich Re könnten Mikroversicherungen dabei eine sinnvolle Möglichkeit sein, um von Armut bedrohte Menschen vor den Kosten verheerender Klimaschäden zu schützen. Solche Ideen diskutiert die Alliance of Small Island States (AOSIS) bereits seit den 90er Jahren und erwartet, dass die Industrieländer entsprechende Mittel bereitstellen.

Derzeit arbeitet die Munich Re an ­einer Wetterversicherung für die Landwirtschaft. Das Modell sieht vor, dass Niederschlagsmengen aufgezeichnet werden und, sobald diese unter einen bestimmten Wert sinken, die Mikrover­sicherung eingreift. So wären Bauern vor den Auswirkungen von Dürren geschützt, welche in Zukunft bedingt durch den Klimawandel immer häufiger auftreten werden. Sandra Abild

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