Sexueller Missbrauch

Schattenseiten des Tourismus

Obwohl Prostitution in Kenia illegal ist, kommen sowohl Männer als auch Frauen wegen Sextourismus hierher – besonders in die Küstenregion. Viele junge Frauen und Männer verdienen so Geld. Es arbeiten sogar Tausende von Kindern im Sexgewerbe.
Beach encounter in Mombasa. epa Stephen Morrison/picture-alliance/dpaweb/dpa Beach encounter in Mombasa.

Denis Nzioka kritisiert Menschenhandel, Sklaverei und Ausbeutung. Er ist ein unabhängiger Gender-Aktivist und Menschenrechtsverteidiger.

Viele Reisende kommen nach Malindi, Mombasa, Kilifi und Diani an der Küste. In diesen Gegenden gehören viele Menschen zu besonders armen Gemeinschaften. Der Fremdenverkehr blüht, verschafft aber nicht allen Menschen Arbeit und Einkommen. Wegen ihrer Armut werden viele Individuen – einschließlich minderjähriger Jungen und Mädchen – zu Opfern sexueller Ausbeutung, wie das ähnlich auch aus anderen Ländern mit großer sozialer Spaltung bekannt ist (siehe Beitrag von Katja Dombrowski).

Es spielt eine Rolle, dass die örtliche Bevölkerung Kinderarbeit weitgehend normal findet. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Heranwachsende ins Sexgewerbe hineingezogen werden. Vielfach bekommen sie nur ein Taschengeld. Viele junge Frauen berichten, dass sie als Mädchen angefangen haben, in Bars zu ­arbeiten, ihre Erfahrungen sammelten und froh über zusätzliches Geld waren. Sie leisteten sich Kleider, Accessoires und modische Haarschnitte, mit denen sie Touristen noch attraktiver erschienen.

Der Sextourismus zieht Männer und Frauen an. Laut einem UNICEF-Report von 2006 stammten die Reisenden, die Minderjährige sexuell missbrauchten, aus verschiedenen Ländern. 18 Prozent kamen demnach aus Italien, 14 Prozent aus Deutschland und 12 Prozent aus der Schweiz.

In Mombasa County gibt es ein Gesetz gegen Sextourismus. Der unabhängige Aktivist Nzioki findet auch die Task Force aus Polizei und Angehörigen der örtlichen Bevölkerungsgruppen gut, die unter Eltern und Bordellbetreiben das Bewusstsein für die Probleme der Kinderprostitution weckt und obendrein verdächtige Touristen verfolgen soll. Allerdings ist es juristisch bizarr, dass die Polizei mit Zuhältern kooperiert, denn letztlich ist ja deren gesamtes Geschäft verboten. Dabei gibt es in einer Hafenstadt wie Mombasa Prostitution schon seit eh und je.

Nzioki sagt, es wäre sinnvoll, Sexarbeit zu legalisieren, damit Situationen entstehen, in denen Individuen Dienstleistungen für Geld anbieten, ohne von einer illegalen Mafia kontrolliert zu werden. Es ist jedenfalls sinnvoll, die Phänomene Prostitution, Missbrauch von Minderjährigen und Menschenhandel/Sklaverei zu unterscheiden. (ga)

Links:
Denis Nzioka:

https://www.denisnzioka.co.ke/
UNICEF, 2006: The extent and effect of sex ­tourism and sexual exploitation of children on the Kenyan Coast.
http://www.childtrafficking.com/Docs/extent_n_efect_1007.pdf

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