Privatwirtschaft

„Kalkulierbare Geschäftsrisiken“

Laut der Unternehmensberatung Roland Berger muss die Infrastruktur von Entwicklungsländern zügig ausgebaut werden, und dafür sind auch private Investitionen nötig. Experten sagen, dass internationale Anleger die Höhe von Risiken in Afrika oft überschätzen.

Von Peter Hauff

Entwicklungsländer benötigen jährlich rund 850 Milliarden Dollar für Wasserversorgung, Stromleitungen und gute Straßen. Das schätzt die Unternehmensberatung Roland Berger. Weltweit könnten 145 Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen wichtige Projekte zur Grundversorgung ihrer Bürger nicht finanzieren. Deshalb sei die Beteiligung von Privatinvestoren zum Beispiel im Rahmen von Public-Private-Partnerships wünschenswert. Mit ordentlicher Infrastruktur könnten die Volkswirtschaften der Entwicklungsländer um rund ein Drittel produktiver sein, schätzen die Autoren der Berger-Studie „Profit through Progress“.

Internationale Privatinvestoren aus dem Ausland zögerten bei Großprojekten aber oft, weil sie hohe Risiken scheuen, sagen die Autoren der Studie. Die Risiken würden dabei „oft falsch wahrgenommen“ und seien meist weniger bedrohlich als angenommen. Solche Fehleinschätzungen verursachten allein in Afrika jedes Jahr Wachstumseinbußen von geschätzten 9 Milliarden Dollar. Private Investoren könnten ihren Kapitaleinsatz für Infrastrukturprojekte relativ leicht absichern, wird betont – beispielsweise durch Ausfallversicherungen und durch finanzielle Garantien ihrer Herkunftsländer.

Dass Investitionsrisiken für westliche Firmen in Afrika kalkulierbar geworden seien, meint auch Dave King, Manager von Global Credit Rating in Johannesburg. Bei der ersten „Africa Business Week“, die die Kommunikationsfirma Maleki Group in Kooperation mit dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft Ende Mai in der Frankfurter Industrie- und Handelskammer organisierte, sagte er: „Kapitalmangel vor Ort und fehlende lokale Partner sind größere Probleme.“

Christophe Bourland von der 1984 gegründeten Ecobank mit Hauptsitz in Lomé (Togo) weist gleichzeitig darauf hin, dass Afrikas Risiken nicht schlimmer sind als die der Währungskrise in Europa (siehe auch Kommentar auf S. 307). Die Ecobank entstand auf Initiative westafrikanischer Handelskammern im Rahmen der Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States). „Heute sind wir in 30 Ländern aktiv“, unterstreicht Christophe Bourlande, „und in unserem Management sitzen Afrikaner“. Die Bank will weiter wachsen. Sie bemüht sich um Lizenzen für Finanzgeschäfte in Äthiopien und Angola. Demnächst eröffnet sie zudem eine Zweigstelle in Peking. (ph)

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