Tropenkrankheit

Übertragung und Folgen der Bilharziose

Bereits im alten Ägypten wurde eine Krankheit namens Aaa auf Papyrusrollen erwähnt. Die dort beschriebenen Symptome lassen darauf schließen, dass es sich um eine Unterform der Bilharziose handelt – die Blasenbilharziose.

Der deutsche Mediziner Theodor Bilharz entdeckte im 19. Jahrhundert bei seinen Forschungstätigkeiten in Kairo den Zusammenhang zwischen Würmern und Patienten mit Blasenkrankheiten und blutigem Urin. Diese Würmer gehören zu den Pärchenegeln (Schistosomia) und befallen im Süßwasser zunächst Schnecken und dann über diesen Zwischenwirt den Menschen.

Das Tückische an dieser Krankheit steckt im Detail: Mit dem menschlichen Stuhl oder Urin werden Wurmeier ausgeschieden und gelangen zwecks fehlender Toiletten und Kanalisation in umliegende Gewässer. Aus den Eiern schlüpfen Wimpernlarven, die dann bestimmte Süßwasser-Schneckenarten (wie die Posthornschnecke) als Zwischenwirt befallen.

In diesen Schnecken entwickelt sich dann eine neue Larvenform, die Zerkarien. Diese werden von der Wasserschnecke ausgeschieden und gelangen so in das freie Wasser, wo sie sich einen Wirt suchen. Die infektiösen Zerkarien dringen durch die Haut in den Menschen ein und reifen in den Venen zu geschlechtsreifen Tieren heran. Die erwachsenen Würmer siedeln sich an verschiedenen Stellen des Venensystems des Menschen an und pflanzen sich dort fort. Die weiblichen Pärchenegel geben ihre befruchteten Eier in den Blutstrom ab – dies können mehrere hundert am Tag sein. So gelangen die Eier in den Darm, in die Blase und den Harnleiter und werden mit dem Stuhl oder Urin in großer Zahl ausgeschieden.

Der Parasit hat sich perfekt an seinen Wirt (den Menschen) und Zwischenwirt (die Schnecke) angepasst. Das menschliche Immunsystem erkennt den Eindringling zunächst nicht – erste Anzeichen zeigen sich erst allmählich, nach vielfacher Eiablage in den verschiedenen Organen. Die befruchteten Eier durchbohren die Gefäßwände und wandern in benachbartes Gewebe ein. Sie lagern sich in Leber, Milz, Galle, Blase, Genitaltrakt und selbst in Herz und Gehirn ab und verursachen so eine erste entzündliche Reaktion. Als Reaktion schickt das Immunsystem eine Vielzahl an Zellen zu den abgelagerten Eiern. Infolgedessen bilden sich sogenannte Läsionen, das sind Schädigungen der Organe, welche anschließend zu chronischen Entzündungen mit Narbenbildung führen können. Die urogenitale Form der Bilharziose äußert sich in Hämaturie (Blut im Urin), Harndrang und einer Verstopfung der Harnröhre und kann Nierenversagen und Blasenkrebs verursachen. Die intestinale Form im Darm kann zu Krämpfen, starkem Durchfall und Hepatosplenomegalie (die gleichzeitige Vergrößerung von Leber und Milz) bis hin zum Leberversagen führen.

Weltweit sind etwa 250 Millionen Menschen an Bilharziose erkrankt, 200 000 davon tödlich. Die Krankheit ist in Afrika weit verbreitet, tritt aber auch in Asien und Lateinamerika auf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Programm zur Bekämpfung der Krankheit erstellt. Der deutsche Pharmakonzern Merck unterstützt das Programm und spendet dafür erforderliche Medikamente (siehe Hauptartikel).(jrr)

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