Expertenbericht

Vier Normen

Die Welt braucht ein funktionierendes Rahmenwerk, das die Verantwortlichen in jedem Land mobilisiert, nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Dies regt der Bericht „An Action Agenda for Sustainable Development“ des Sustainable Development Solutions Networks (SDSN) an.
Die Emerging Markets sind sehr heterogen: Hochhauswohnungen in São Paulo. Dembowski Die Emerging Markets sind sehr heterogen: Hochhauswohnungen in São Paulo.

Das Netzwerk verbindet Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Wirtschaft und wurde nach dem Rio+20-Gipfel gegründet, um die dort beschlossene Definition von weltweiten Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) vorzubereiten. Das Sekretariat des SDSN leitet der prominente Ökonom Jeffrey Sachs von der Columbia University in New York. Wie der Bericht des High-Level Panel (siehe S. 278 f.) befürwortet er eine kohärente Weltagenda für Armutsbe­kämpfung und Nachhaltigkeit.

Die SDGs sollten universal für alle Länder – ob reich oder arm – gelten, heißt es im Bericht. Auch die armen Länder müssten in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Die Autoren lehnen den „Business-as-usual-Weg“  ab und fordern, dass jedes Land auf einen neuen, „nachhaltigen Entwicklungspfad“ wechselt. Dieser soll auf einem globalen und kooperativen Rahmenwerk mit vier grundsätzlichen Normen beruhen:

  • Recht auf Entwicklung für jedes Land: Umweltschutz dürfe kein Grund dafür sein, dass arme Länder sich nicht entwickeln. Jedes Land müsse von moderner Technik und ökonomischem Fortschritt profitieren.
  • Menschenrechte und soziale Inklusion: Nachhaltige Entwicklung bedeutet, dass alle Individuen die gleichen Möglichkeiten für Fortschritt haben, vor dem Gesetz gleich behandelt werden und gleichen Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen haben.
  • Angleichen von Lebensstandards über Ländergrenzen hinweg: Alle Regionen sollen weiterhin ihren Lebensstandard anheben, die Kluft zwischen reichen und armen Ländern solle sich aber schließen.
  • Geteilte Rechte und Pflichten: Entwicklungsländer brauchen Zugang zu umweltfreundlicher Technik und internationale Unterstützung bei der Zurückdrängung der extremen Armut. Alle Länder müssen Umweltschutz betreiben, aber die hoch entwickelten Staaten müssen mehr tun, um Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und nachhaltige Ressourcennutzung voranzutreiben.


Damit diese vier Normen Wirkung entfalten können, muss aus Sicht des SDSN die neue Nachhaltigkeitsagenda konkrete Ziele zur Umsetzung bieten, ähnlich wie das für die MDGs gilt. Das SDSN hat zehn solcher Ziele herausgearbeitet:

  1. Extreme Armut und Hunger beenden
  2. Entwicklung der Länder unter Respektierung der Grenzen des Planeten
  3. Sicherstellung von effektivem Lernen für alle Kinder und Jugendlichen für das Leben und den Lebensunterhalt
  4. Sicherstellung der Gleichheit beider Geschlechter, soziale Inklusion und Menschenrechte für alle
  5. Gesundheit und Wohlbefinden für Menschen jeden Alters
  6. Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion
  7. Stärkung von inklusiven, produktiven und widerstandsfähigen Städten
  8. Eindämmung des von Menschen verursachten Klimawandels und Bereitstellung von nachhaltiger Energie
  9. Sicherung der Ökosysteme und der Biodiversität sowie Sicherstellung von gutem Wasser- und Ressourcen­management
  10. Umwandlung der Regierungsführung hin zu nachhaltiger Entwicklung


Die zehn Nachhaltigkeitsziele sollten nach Meinung des SDSN auf globaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebene bis zum Jahr 2030 realisiert werden. Für die messbare Umsetzung dieser Ziele geben die Verfasser des Berichts Indikatoren an die Hand. Ziel zwei, das allen Ländern das Recht auf Entwicklung zugesteht, soll etwa durch folgendes Unterziel erreicht werden: Jedes Land soll die nächste, von der Weltbank definierte Einkommensebene erreichen.

Ähnlich wie das HLP sieht auch das SDSN einen „Schlüssel“ für den Erfolg in Datenerhebung, Monitoring und Verlässlichkeit. Die Umsetzung müsse von einer signifikanten Verbesserung von lokaler, nationaler und globaler Datensammlung begleitet werden. Internationale Organisationen wie die UN sollten Regierungen bei der Erhebung und Abstimmung der Daten unterstützen, fordern die Verfasser des Berichts. (sb)

 

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