Umstrittene Millenniumsziele

Katina Kuhn und Marco Rieckmann (Hg.):
Wi(e)der die Armut?
Positionen zu den Millenniumszielen der Vereinten Nationen.
VAS-Verlag, Frankfurt/Main 2006,
219 S., 14,80 Euro, ISBN 978-3-88864-413-9

Sehr unterschiedliche Blicke auf die Millenniumsentwicklungsziele machen den Reiz dieses Sammelbandes aus, der auf eine Ringvorlesung an der Universität Lüneburg zurückgeht. Jens Martens vom Global Policy Forum Europe sieht in den Zielen einen Minimalkonsens mit schweren Mängeln, aufgrund ihrer politischen Wirkung aber doch einen Fortschritt. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul betont, die Ziele seien nur ein Aspekt der umfassenderen Millenniumserklärung, und erläutert, wie ihr Ministerium seine Arbeit daran ausrichtet. Für Umweltökonom Wolfgang Sachs bedeuten die Millenniumsziele eine Abkehr vom wachstumsfixierten Entwicklungsbegriff und ein Schritt in Richtung internationale Sozialpolitik. Allerdings nähmen sie Arme als Bedürftige wahr statt als Träger von Rechten; dies sei ein Rückschritt hinter Menschenrechtsansätze in der Entwicklungsdebatte. So wie andere Autoren auch kritisiert Sachs, die Ziele ignorierten die Verantwortung des Nordens, besonders für den Übergang zu einem umweltverträglichen Entwicklungsmodell. (bl)

Relevante Artikel

Governance

Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.