Weltbankstudie

Soziale Inklusion

Im aktuellen politischen Diskurs einer globalen Agenda über die Millenniumsziele hinaus kommt dem Thema „soziale Inklusion“ große Bedeutung zu. Die Weltbank hat sich mit der Problematik in einer Studie ausführlich auseinandergesetzt. Von Sabine Balk
Indigene Menschen werden in vielen Gesellschaften ausgeschlossen: Indios im Gran Chaco in Argentinien. Sheila Mysorekar Indigene Menschen werden in vielen Gesellschaften ausgeschlossen: Indios im Gran Chaco in Argentinien.

Das High-Level-Panel of Eminent Persons, das den UN-Generalsekretär für die Ausarbeitung einer neuen Entwicklungsagenda über das Jahr 2015 hinaus berät (siehe E+Z/D+C 2013/07, S. 278), hat in seinem Bericht den Fokus auf ausgegrenzte Personen und Gruppen gelenkt: „Niemanden zurücklassen“ ist eine Kernaussage. Keiner Person dürften Menschenrechte und wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten verwehrt werden – Ethnie, Geschlecht, Herkunft, Behinderung oder Status dürften dabei keine Rolle spielen. Dieser Forderung schließt sich die Weltbank explizit in ihrer aktuellen Studie „Inclusion matters“ an, der ersten umfassenden Untersuchung der Institution zu diesem Thema.

Darin geben die Verfasser eine genaue Definition des Begriffs „Inklusion“, gehen den Ursachen für Exklusion nach und suchen nach Lösungen, Letztere zu überwinden. Definitive Antworten könne man zwar nicht geben, räumen die Autoren ein. Aber man wolle ein „Rahmenwerk für Politiker, Wissenschaftler, Aktivisten und Entwicklungspartner“ liefern.

Die Verfasser definieren den Begriff soziale Inklusion so: Sie muss „die Fähigkeiten, die Möglichkeiten und die Würde benachteiligter Menschen verbessern, so dass sie an der Gesellschaft teilhaben können“. Dabei darf ihre eigene Identität nicht verloren gehen.

Soziale Inklusion, so erklärt die Studie, versuche die tiefer liegenden Gründe für Armut zu ergründen: Warum sind bestimmte Gruppen überrepräsentiert unter den Armen und warum bekommen manche Leute keinen Zugang zu Bildung, zum Gesundheitssystem und anderen Dienstleistungen?

Individuen oder Gruppen würden aufgrund ihrer Identität ausgeschlossen oder einbezogen: Die Merkmale dafür seien Geschlecht, Rasse, Kaste, Ethnie, Religion oder Behinderung. Als Beispiele nennen die Autoren das Kastensystem in Indien und Nepal, aber auch die ungleiche Bezahlung von Mann und Frau. Menschen mit afrikanischen Wurzeln würden in vielen Gesellschaften noch immer ausgeschlossen, stellt die Studie fest.

Der Weltbank-Bericht nennt vielfältige Möglichkeiten, um Inklusion voranzutreiben. Dabei komme es auf drei Bereiche an: Märkte, Dienstleistungen und Räume.

Der Studie zufolge gibt es vier große Märkte, in denen sich Menschen im täglichen Leben bewegen: Land, Wohnung, Arbeit und Kreditwesen. Verfügungsgewalt über Land sei seit Jahrhunderten ein Exklusionsmittel. Das sei etwa der Fall gewesen, als koloniale Herrscher indigene Völker von der Bodennutzung ausschlossen. 

Inklusion könne es außerdem nur geben, heißt es in dem Dokument, wenn allen Menschen der Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie zum Gesundheits- oder Bildungssystem gewährt wird. In vielen Ländern gebe es aber noch untergeordnete Gruppen, die nur einen eingeschränkten Zugang zu Dienstleistungen hätten, bemängelt die Studie.

Was sie unter dem Bereich „Räume“ verstehen erklären die Autoren so: „Materielle Räume haben sozialen, politischen und kulturellen Charakter, der Ausgrenzung verfestigt.“ Das offensichtlichste Beispiel für Ausgrenzung sei, wenn bestimmte Orte nur der dominierenden Gruppe vorbehalten sind, wie „weiße Clubs oder Restaurants“ während der Apartheid in Südafrika oder bis weit ins vergangene Jahrhundert hinein im Süden der USA.

Die Hauptbotschaften der Studie sind:

  • Ausgegrenzte Gruppen gibt es in allen Ländern.
  • Ausgegrenzten Gruppen werden konsequent Möglichkeiten verweigert.
  • Ein weltweiter Wandel führt zu sozialen Veränderungen, die neue Chancen für Inklusion bieten, aber auch bestehende Formen von Ausgrenzung verschlimmern können. 
  • Menschen nehmen am gesellschaftlichen Leben durch Märkte, Dienstleistungen und Räume teil.
  • Sozialer und wirtschaftlicher Wandel ändert, was Menschen normal finden. 
  • Ausgrenzung ist nicht unveränderbar.
  • Um weiterzukommen braucht es besseres und tieferes Wissen von Ausgrenzung und seinen Auswirkungen.

Sabine Balk

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