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Wie ökologische Strukturpolitik den Wohlstand erhöhen kann

Allzu oft heißt es, ökologische Transformation müsse eine Volkswirtschaft bremsen. Das stimmt nicht.
Unternehmen investieren zunehmend in erneuerbare Energien: Windpark im Bundesstaat Ceará im Nordosten Brasiliens. Ricardo Funari/Lineair Unternehmen investieren zunehmend in erneuerbare Energien: Windpark im Bundesstaat Ceará im Nordosten Brasiliens.

Ein neuer Report zeigt, wie eine ökologische Strukturpolitik in Entwicklungsländern aussehen und funktionieren kann (siehe Haupttext). Er liefert empirisch belegte Argumente dafür, dass eine ökologische Strukturpolitik den Wohlstand erhöhen kann.

  1. Kluge Strukturpolitik beinhaltet, strukturelle Verschiebungen der Märkte frühzeitig zu erkennen und früher als andere Marktteilnehmer entsprechende Lösungen zu entwickeln. Der ökologische Umbau der Wirtschaft ist weltweit im Gang: In der Energiewirtschaft werden Wind und Solar kostengünstiger als Kohle und Öl, und weltweit investieren Unternehmen heute mehr Geld in erneuerbare Energiegewinnung als in traditionelle Kraftwerke – auch in Entwicklungsländern. An den Börsen werden hohe Emissionen mittlerweile als Zukunftsrisiko in die Aktienkurse eingepreist. In globalen Lieferketten setzen sich ökologische Standards immer stärker durch. Der Absatz für ökologische Landwirtschaft boomt. Auch für Entwicklungsländer ist es daher ratsam, diese Trends zu erkennen und entsprechend umzusteuern.
  2. Regierungen können die zentralen wirtschaftspolitischen Instrumente – Ökosteuern, Emissionshandel, Abbau umweltschädlicher Subventionen, schrittweise Anhebung verpflichtender Umweltstandards – allesamt so einge­set­zten, dass Anpassungsschocks vermieden werden. Sie können Unternehmen und Privathaushalte an anderer Stelle entlasten und können ihnen Zeit zur Anpassung einräumen und sie bei der Umstellung unterstützen. Der Bericht ist voll von Beispielen.
  3. Die Ökologisierung der Wirtschaft kann unter dem Strich Arbeitsplatzgewinne bringen. Eine Gesamtbilanz, ob die Anzahl der neu entstehenden „grünen“ Jobs diejenige der wegfallenden „schmutzigen“ übersteigt oder nicht, ist aus methodischen Gründen unmöglich. Klar ist aber, dass grüne Sektoren in einigen Fällen eindeutig mehr Beschäftigung generieren: Das gilt für die Kreislaufwirtschaft, in der nicht mehr weggeworfen, sondern repariert, gesammelt, getrennt und wiederverwertet wird. Das gilt für Energiesysteme, in denen dezentrale Investitionen (wie Solardächer, Kraft-Wärme-Kopplung, verbesserte Isolierung) dem Handwerk einen Beschäftigungsboom bescheren, oder für den Ökolandbau. Interessant ist dabei das Beispiel der chinesischen Automobilindustrie. Chinas massiv geförderter Einstieg in die Elektrifizierung des Verkehrs verbessert nicht nur die Luftqualität in den Städten, sondern verhilft dem Land zugleich in verschiedenen Bereichen der Automobilwirtschaft zur Technologieführerschaft. (ta)

 

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