Klimakrise

Fluten in der Wüste

Extreme Wetterereignisse zeigen die Folgen der globalen Erhitzung. Am schlimmsten treffen sie die Bedürftigsten – etwa im nordkenianischen Kakuma, einem der größten Geflüchtetenlager der Welt. Es braucht den vereinten Einsatz lokaler Akteure, um die Lage der Menschen langfristig zu verbessern.
Das Bild wurde während der Überschwemmungen mitten im Geflüchtetencamp aufgenommen. Alba Nakuwa Das Bild wurde während der Überschwemmungen mitten im Geflüchtetencamp aufgenommen.

In einigen Teilen Kenias gab es zwischen Oktober und Dezember 2023 heftige Regenfälle. Die Reaktionen darauf waren eine merkwürdige Mischung aus Freude und Verzweiflung. Manche konnten nach langen Trockenzeiten endlich wieder ihre Felder bestellen. Für andere, besonders in ariden und semiariden Gegenden, bedeutete der Regen Vertreibung, beschädigtes Eigentum und Verlust von Lebensgrundlagen.

Die massiven Niederschläge wurden von heftigen Stürmen begleitet und führten dazu, dass Seen wie der Turkana-See überflutet wurden. Flüsse traten über die Ufer, was sofort Erdrutsche auslöste. Besonders hart traf es Turkana County. Hier verursachten die Regenfälle auch verheerende Schäden im Flüchtlingscamp Kakuma, der unfreiwilligen Heimat von mehr als 250 000 Menschen aus mehr als sieben Ländern in Ost- und Zentralafrika.

Die Überschwemmungen haben die humanitäre Krise in der Region weiter verschärft. Mindestens 30 000 Geflüchtete wurden nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) durch die Fluten – erneut – vertrieben. Viele der Betroffenen waren noch nicht in dauerhafte Siedlungen umgezogen, wo sie die Chance hätten, ihr Leben neu zu beginnen, nachdem sie – in einigen Fällen – jahrzehntelang im Geflüchtetencamp gelebt hatten.

Der in Kakuma lebende Südsudanese Lomana Lotiang ist einer der Geflüchteten, die direkt von den Überschwemmungen betroffen sind. Der zweifache Vater betreibt einen Secondhandshop im Camp. Seine Einkommensquelle ging in den Fluten unter, wie tausende Häuser anderer Geflüchteter. In der Nachbargemeinde mussten die Turkana dabei zusehen, wie ihr Vieh ertrank.

„Zunächst hat das UNHCR die nach den heftigen Regenfällen Vertriebenen während der Ferien in Notlager und einer Grundschule untergebracht“, sagt Lotiang. Aber als die Schule wieder begann, mussten die Menschen alle in die bereits überfüllten Notlagern umziehen. Wegen der schlechten Infrastruktur im Lager versickerte das Wasser nur langsam. Das stehende Wasser erhöhte im ganzen Camp die Gefahr von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera und Durchfall.

Fehlende Bäume

Nach Untersuchungen des Kenya Meteorological Department können Überschwemmungen, die unmittelbar auf eine langanhaltende Dürre folgen, sowohl auf natürliche als auch auf vom Menschen verursachte Faktoren zurückgeführt werden. Die Kombination aus unregelmäßigen Klimamustern, Abholzung und unangemessener Landnutzung in der Region hat dazu geführt, dass sie zunehmend unvorhersehbaren Wetterereignissen ausgesetzt ist.

Die meisten Menschen in Kakuma und im gesamten Turkana County fällen Bäume, um Holz und Holzkohle zu gewinnen, die sie zum Bau von Zäunen oder zum Kochen brauchen. Das Entfernen von Bodenbewuchs und das Fällen von Bäumen schwächt jedoch die natürliche Widerstandsfähigkeit des Bodens, der so kein Wasser mehr aufnehmen kann. Das Überflutungsrisiko steigt.

Die Tatsache, dass das UNHCR und andere, vor allem staatliche, Akteure oft erst dann mit teilweise unkoordinierten Rettungseinsätzen aktiv werden, wenn eine Naturkatastrophe bereits eingetreten ist, ist ebenfalls Teil des Problems. Es braucht erheblich mehr vereinte Bemühungen der Behörden, der Turkana-Gemeinde und der Campbewohner*innen, um die Region zu einem ganzheitlicheren Ansatz des nachhaltigen Landmanagements zu führen.

Wiederaufforstung und die Einführung einer klimaresistenten Landwirtschaft, wie etwa des Anbaus von dürreresistenten Pflanzen, sind zwei notwendige Schritte. Am wichtigsten aber sind Bildung und Aufklärungskampagnen in den betroffenen Gemeinden, damit die Menschen verstehen, welche Risiken mit Entwaldung und darauffolgenden Dürren und Überschwemmungen verbunden sind.

Alba Nakuwa ist freie Journalistin aus dem Südsudan. Sie lebt in Nairobi.
albanakwa@gmail.com

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