Leben im Flüchtlingscamp

Zu wenig für zu viele

Die Gesundheitsversorgung im kenianischen Flüchtlingslager Kakuma und im Umsiedlungsgebiet Kalobeyei ist seit Jahrzehnten ein Problem. Zu viele Menschen müssen sich zu wenige Ressourcen teilen.
Eingangsbereich des Hauptkrankenhauses in Kakuma. Alba Nakuwa Eingangsbereich des Hauptkrankenhauses in Kakuma.

Das Lager liegt in der kenianischen Wüste und ist eines der größten der Welt. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) lebten dort 2023 mindestens 270 135 Geflüchtete. Die meisten kommen aus dem Südsudan, Somalia, Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo. Trotz Übervölkerung bemühen sich der UNHCR und etliche zivilgesellschaftliche Organisationen unermüdlich um die medizinische Versorgung.

Der UNHCR richtete über die Jahre mehrere Gesundheitseinrichtungen ein, darunter kleinere Gesundheitszentren und zwei Krankenhäuser. Letztere werden vom International Rescue Committee (IRC) betrieben und bieten allen Geflüchteten mit legalen Dokumenten und Ausweisen kostenlos medizinische Hilfe jeglicher Art. Auch fungiert das Kakuma Mission Hospital, das die Gastgemeinde im Gebiet von Kakuma versorgt, als Überweisungszentrum, wenn es Probleme bei der Bereitstellung angemessener medizinischer Hilfe gibt. Die Kosten dafür übernimmt meist der UNHCR.

Rose Namoi Wolde lebt und arbeitet im Lager als Laborantin im Hauptkrankenhaus. Die Südsudanesin ist froh, ihren Mitgeflüchteten so etwas zurückgeben zu können, inmitten aller Herausforderungen im Lager.

Laut Wolde bieten die Gesundheitseinrichtungen eine medizinische Grundversorgung – von der Behandlung häufiger und wiederkehrender Krankheiten bis zu Impfungen und Betreuung von Müttern. „Das Leben im Lager ist aber alles andere als einfach“, sagt Wolde. Manchmal sei es sogar schwierig, die Grundbedürfnisse der Patient*innen wie Nahrung und Wasser zu befriedigen. Wegen der hohen Bevölkerungsdichte verbreiten sich Infektionskrankheiten wie Cholera und Tuberkulose schnell. Auch staubbedingte Augenprobleme sind ein Thema.

Die beiden großen Krankenhäuser versorgten vorrangig Kinder, da diese am stärksten von den Umständen im Lager betroffen seien, sagt Wolde. Viele leiden an durch schlechte Ernährung verursachten Krankheiten, andere werden von ihren Eltern vernachlässigt. Viele Kinder im Lager sind blass und untergewichtig oder haben Kwashiorkor, eine Krankheit, die durch eine zu geringe Eiweißzufuhr verursacht wird. Zwar gibt es Ernährungsprogramme im Lager, aber sie reichen nicht für alle bedürftigen Kinder aus.

Die Ressourcen sind laut Wolde wegen der vielen Menschen überall sehr begrenzt. Geld ist knapp, und es fehlt oft an medizinischer Ausrüstung und gut ausgebildetem medizinischem Personal. Dennoch geben die Krankenhäuser medizinische Workshops, um Geflüchtete über Gesundheitsfragen und Sicherheitsmaßnahmen aufzuklären, die den Ausbruch von Krankheiten im Lager verhindern sollen.

Psychische Probleme 

Aber die Geflüchteten haben nicht nur körperliche Krankheiten. Viele haben wegen der Kriege und Konflikte, vor denen sie geflohen sind, psychische Probleme wie Traumata oder posttraumatischen Stress. Und nicht nur die Konflikterfahrungen sind psychisch belastend: Oft wird übersehen, dass auch der abrupte Wechsel der vertrauten Umgebung und Kultur sowie die damit einhergehenden Anpassungsschwierigkeiten psychische Probleme bereiten können.

Lynaah Totome ist Beraterin beim Danish Refugee Council (DRC). Die Südsudanesin erklärt, dass der DRC Menschen unterstützt, die vor Konflikten, Gewalt und Verfolgung geflohen sind. Sie bieten Beratung und Unterstützung an und geben Geflüchteten eine Plattform, um über ihre traumatischen Erfahrungen zu sprechen. „Psychische Probleme werden oft auf Konflikt­erfahrungen zurückgeführt. Manchmal entstehen sie aber auch aus Frustration. Viele Menschen sind einfach erschöpft vom Lagerleben – den jahrelangen harten Bedingungen, der Isolation in der Wüste und der Überbelegung“, sagt Totome. Doch trotz des Bedarfs sind die psychosozialen Angebote begrenzt und nicht vollständig in das Gesundheitssystem des Lagers integriert.

Alba Nakuwa ist eine freie Journalistin aus dem Südsudan. Sie lebt in Nairobi.
albanakwa@gmail.com

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