US-Militär

In Afrika nicht willkommen

Das Afrikakommando des US-Verteidigungsministeriums AFRICOM hat Anfang Oktober offiziell seine Arbeit aufgenommen. Damit haben die USA erstmals ein Einsatzführungskommando ausschließ­lich für diesen Kontinent. Die Einheit ist mit Ausnahme Ägyptens für den ge­samten Erdteil zuständig. Geleitet wird AFRICOM von William Ward, seinen Hauptsitz hat es wie das Europakommando ­(EUCOM) in Stuttgart.

Die Länder am Horn von Afrika und Sudan waren zuvor dem US-Central-Command zugeordnet, Madagaskar und andere Inseln dem Pacific-Command und die übrigen afrikanischen Staaten EUCOM. Bis Ende 2009 sollen insgesamt 1300 Mitarbeiter für AFRICOM arbeiten, derzeit sind es 1000.

Ursprünglich hatte Washington geplant, das Hauptquartier in Afrika einzurichten und nicht in Deutschland. Das lehnten viele afrikanische Länder aber ab. „Afrika braucht Africom nicht“, sagt Festus Aboagye vom südafrikanischen Institut für Sicherheitsstudien. Vor allem Südafrika, Libyen und Nigeria stellten sich gegen das Projekt. Nur Liberia hatte den USA zeitweise angeboten, das Kommando auf seinem Boden einzurichten. Warum es nicht dazu kam, ist unklar. Ike Okonta vom Institut für Politik und Internationale Beziehungen an der Universität Oxford legt nahe, dass Liberia Nigeria entgegengekommen sei. Immerhin habe Nigerias Präsident Umaru Yar’Adua im Oktober 2007 die Nationalversammlung seines Landes aufgefordert, Liberia 13 Millionen von insgesamt 43 Millionen Dollar bilateraler Schulden zu erlassen. Kurz zuvor habe die liberianische Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf ihr ­AFRICOM-Angebot zurückgezogen, das neue Militärkommando in Liberia zu stationieren.

Ein wichtiges Motiv der amerikanischen Regierung ist laut dem Direktor des Laboratoire d'Etudes politiques et Cartographiques, Jean-Christoph Victor, die Sicherung des Zugangs zu Afrikas Ölquellen. Vor allem im Golf von Guinea vor Nigeria liegen große Vorkommen. Bereits 2005 bezogen die USA 14 Prozent ihres Erdöls aus Afrika. Außerdem verfolgen die Vereinigten Staaten laut Victor mit ihrer stärkeren Präsenz in Afrika das Ziel, Chinas wachsendem Einfluss auf dem Kontinent etwas entgegen setzen. (cir)

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