Kinderarbeit

Blick in eine ungewisse Zukunft

Auf den Straßen Cotonous, des Wirtschaftszentrums Benins, sind junge Kinder, die schwere Lasten auf ihren Köpfen tragen, ein gewöhnlicher Anblick. Hier und in anderen Städten im Land arbeiten sie als Hausierer und verkaufen eine Vielzahl von Waren an Passanten. Tag und Nacht ziehen sie durch die Straßen, preisen frisches Obst und Gemüse oder andere Waren an. Weil ihre Familien arm sind, sind sie systematischer Ausbeutung als Billiglohnarbeiter ausgesetzt.
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Egal, ob Starkregen oder brütende Hitze – die Kinder arbeiten bei jedem Wetter. Ihre Arbeitgeber sind Marktstandbesitzer, die mithilfe der Kinder ihren Verkauf auf die Straßen ausweiten wollen. Manche der Kinder, oft ungepflegt und in Lumpen gekleidet, wollen so verzweifelt ihre Ware verkaufen, dass sie sich Autofahrern nähern, sobald diese langsamer fahren, um einen Parkplatz zu suchen.

Kinderarbeit in Benin nimmt viele Formen an. Manche Kinder arbeiten als Hausangestellte, putzen, spülen, waschen Wäsche und bringen die Kinder der Hausbesitzer zum Kindergarten. Andere arbeiten im Baugewerbe, im Schreinerhandwerk oder in Reparaturwerkstätten. Sie verrichten Arbeiten von Erwachsenen und benutzen dazu Werkzeug und Material, das oft zu schwer oder zu gefährlich für sie ist.

Kinder für niedrige Löhne arbeiten zu lassen oder nicht altersgemäße Aufgaben erledigen zu lassen ist in Benin nichts Neues. Es ist eine Folge der Armut. Die Kinder stammen in der Regel aus abgelegenen Buschdörfern wie Agbanta in der Region Ouémé oder Za-Kpota in der Region Zou, in denen Geburtenraten in der Regel hoch und Familieneinkommen niedrig sind.

Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern können, vermieten sie an Wohlhabendere in den Städten für nur 40.000 CFA Francs (circa 62 Euro) pro Jahr. Die Arbeitgeber versprechen meist, den Eltern einen festen monatlichen Betrag zu zahlen, halten aber selten Wort. Sie versprechen oft auch, die Kinder zu ernähren, einzukleiden und ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen. Doch auch das sind oft leere Versprechungen. Und nur wenige Eltern sind in der Lage, nachzuprüfen, was mit ihren Kindern passiert. Mit der Zeit vergessen einige sogar, dass sie ihre Kinder vermietet oder verkauft haben.

Manche der Kinder wurden von der Polizei gerettet und haben kürzlich im Fernsehen darüber gesprochen, was sie erlebt haben. Die Sendung war vor mehreren Jahren produziert und nun erneut ausgestrahlt worden. Man wollte damit auf die Notlage der Kinder aufmerksam machen. Die Zuschauer konnten sehen und hören, wie misshandelte und ausgebeutete Kinder über starke Nackenschmerzen klagten, weil sie schwere Lasten auf ihren Köpfen tragen müssen. Manche berichten auch von Schmerzen in Knien und Füßen.

Diejenigen, die Pech hatten, wurden geschlagen, wenn sie nicht genug verkaufen konnten. Die Fernsehaufnahmen zeigten eitrige Wunden und Verletzungen an Rücken und Gesäß. Auch psychische Schäden waren erkennbar, denn einige der jungen Opfer hatten Schwierigkeiten zu sprechen.

Immer mehr zivilgesellschaftliche Organisationen und Meinungsführer setzen sich nun ein für strengere Gesetze und eine aktivere Strafverfolgung, um jegliche Form der Kinderarbeit zu beenden. In Benin stehen auf die Ausbeutung von Kindern bis zu fünf Jahre Gefängnis, auf Kindesmisshandlung stehen längere Strafen.

Wenn Behörden sich der Sache gezielt annehmen, erreichen sie auch etwas, zumindest für kurze Zeit. So hat die beninische Kinderschutzbehörde 2017 und 2018 Hunderte von ausgebeuteten Kindern befreit. Heute muss die Behörde auch verhindern, dass Kinder aus Benin in die Elfenbeinküste, nach Nigeria oder nach Gabun verkauft werden, wo sie auf Plantagen arbeiten müssen.

Um dauerhaft etwas zu bewirken, braucht es aber regelmäßiges Durchgreifen, nicht nur sporadisches. Wenn nicht gut organisiert gegen Misshandlung und Ausbeutung vorgegangen wird, bleibt die Zukunft der Kinder in Benin ungewiss.


Karim Okanla ist Medienwissenschaftler und freiberuflicher Autor in Benin.
karimokanla@yahoo.com

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