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Der Kampf eines Mannes gegen Geburtsfisteln

Er ist kein Arzt, aber er arbeitet im medizinischen Bereich. Seine Waffen sind ein Diplom in Soziologie, ein Abschluss in Community Health und ein großes Herz. Seit 1987 arbeitet Musa Isa in Kano, einem Bundesstaat in Nordnigeria. Seine Stiftung „Fistula Foundation“ unterstützt Frauen, die eine Geburtsfistel haben, eine Behandlung zu bekommen. Von Damilola Oyedele
Damilola Oyedele Damilola Oyedele Damilola Oyedele

Eine Geburtsfistel oder vesikovaginale Fistel (VVF) ist eine bleibende Öffnung zwischen der Vagina und dem Enddarm oder der Blase, die durch lange, schwierige Geburten hervorgerufen wird. Wenn ein Teenager ein Kind gebärt, reißt häufig die Vagina. Dies hat schwere langfristige Folgen, weil die Frau danach urin- oder stuhlinkontinent ist oder beides. Die betroffenen Frauen werden häufig sozial geächtet. Rund 200 000 nigerianische Frauen leiden darunter.

Musa Isa fährt jeden Tag durch Felder und auf nahezu  unpassierbaren Straßen, wenn er auf dem Weg zu abgelegenen Gemeinden ist. Wo immer er Frauen trifft, die an vesikovaginalen Fisteln leiden, bittet er die Ehemänner oder Eltern, dass diese Patientinnen zum Laure VVF Center am Muritala Mohammed Hospital im  Bundesstaat Kano gesandt werden. Die Sozialarbeiter der Stiftung klären die Menschen in ihren Gemeinden über dieses Thema auf. Die betroffenen Frauen müssen behandelt und nicht zuhause eingesperrt werden. Die Operationen zur Wieder­herstellung werden von der nigerianischen Regierung bezahlt, die dafür Gelder des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) und der US-amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID bekommt. Die Stiftung bietet den Opfern auch Beratung und psychologische Hilfe an.

„Von 2010 bis heute haben wir rund 98 Gemeinden über Fisteln informiert“, sagt Musa Isa. „Wir konnten viele Patientinnen in den Dörfern ausfindig machen, die seit Jahrzehnten an VVF litten, aber nie wussten, an wen sie sich wenden sollten oder wo sie Behandlung erhalten könnten. Wir unterstützen sie, so dass sie in Krankenhäuser kommen und erfolgreich operiert werden.

In einer Gesellschaft, wo Frauen und Männer getrennte Bereiche bewohnen, erhält Musa Isa viel Aufmerksamkeit. Denn er arbeitet in einem Fachgebiet, das sich mit der weiblichen Anatomie beschäftigt. Deswegen hat er schon oft von Männern Drohungen erhalten, die der Ansicht sind, sie allein dürften darüber entscheiden, ob ihre Ehefrauen in ein Krankenhaus gebracht werden oder nicht. Isa nimmt solche Drohungen nicht ernst. Er wird weiter gegen Fisteln kämpfen, indem er Menschen in den Dörfern aufklärt – auch darüber, dass Schwangere bei den ersten Wehen sofort ins Krankenhaus gebracht werden sollen.

Damilola Oyedele ist Chefkorrespondentin für Ausland/Gender bei der Tageszeitung THISDAY in Abuja, Nigeria. damiski22@yahoo.com

 

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