Ernährungssicherheit
Malawis Kampf gegen den Hunger wird immer schwieriger
Das El-Niño-Phänomen hatte besonders heftige Folgen für Malawi. In vielen Regionen des Landes gab es lang andauernde Dürreperioden, denen Überschwemmungen und Hagelstürme folgten. Die Auswirkungen sind drastisch: Letztes Jahr fiel die Maisernte – Malawis Grundnahrungsmittel – um 17 % geringer aus als im Fünfjahresdurchschnitt. Auch andere Feldfrüchte wie Bohnen konnten unter den ungünstigen Bedingungen nicht gedeihen.
Im vergangenen Jahr rief die Regierung in 23 der 28 Distrikte Malawis den Notzustand aus. Der damalige Präsident Lazarus Chakwera schätzte den Bedarf an internationaler Hilfe auf mehr als 200 Millionen Dollar. Die Lage verschlechtert sich zusehends, besonders in den südlichen Regionen wie Phalombe, Zomba und Mangochi. Aber auch zentral gelegene Bezirke wie Lilongwe und Mchinji melden eine Zunahme von Notfällen.
Dem Landwirtschaftsministerium zufolge wurden allein in den letzten Monaten mehr als 79.000 Hektar Ackerland durch Dürre, Überschwemmungen und Hagel zerstört. Fast 142.000 Haushalte sind davon betroffen. Im vergangenen Jahr warnte das Malawi Vulnerability Assessment Committee (MVAC), dass bis zu 5,7 Millionen Menschen während der aktuellen Hungersnot auf Hilfe angewiesen sein könnten. Diese Vorhersage hat sich inzwischen weitgehend bestätigt.
Landwirt*innen vor dem Ruin
In vielen betroffenen Dörfern ist die Verzweiflung spürbar. „Anfangs sah der Mais gut aus“, berichtet Dorfvorsteher M’bwinja aus Chimutu bei Lilongwe. „Aber dann kam die Dürre. Alles wurde zerstört. Wir konnten uns kaum Düngemittel leisten, geschweige denn neues Saatgut.“ Auch Tereza Langton, eine Kleinbäuerin aus Blantyre, steht vor dem Ruin. „Wenn ich in diesem Jahr keine Ernte habe, kann ich nicht einmal die Schulgebühren für meine Kinder zahlen. Wir sind auf Hilfe angewiesen.“
Internationale Organisationen wie das World Food Programme (WFP) und UNICEF stellen bereits lebenswichtige Hilfe zur Verfügung. Aber die Gelder reichen nicht aus, um alle Betroffenen zu versorgen. Lokale Akteure wie CADECOM, das Entwicklungsbüro der katholischen Kirche in Malawi, warnen, dass sich die Lage ohne Unterstützung weiter verschlimmern wird. Sie fordern gezielte Investitionen, beispielsweise in dürreresistentes Saatgut und verbesserte Bewässerungssysteme, aber auch in Bildungsmöglichkeiten und Ernährungshilfe für Kinder.
Die katholische Kirche ist aktiv an der Bereitstellung von Nothilfe in Malawi beteiligt. Weihbischof Vincent Frederick Mwakhwawa ist zutiefst besorgt über die Folgen der Hungersnot, besonders für Familien in den ländlichen Gegenden. „Viele Menschen hatten auch vorher schon zu kämpfen“, sagt er. „Nun besteht die Gefahr, dass sie alles verlieren.“ Er betont, wie wichtig es ist, betroffene Haushalte mit Saatgut und Düngemitteln zu versorgen, damit sie auch während der Wintersaison ihre Felder nutzen können, und fordert Solidarität und Unterstützung.
Die Hungersnot in Malawi ist kein Einzelfall. Sie steht besonders im Globalen Süden für eine zunehmende Vulnerabilität vieler Länder infolge des Klimawandels. Wenn Dürren die Ernten zerstören, steigen die Lebensmittelpreise – und vielen Familien bricht dadurch die ganze Existenz weg. Die Situation verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, über Nothilfe hinauszudenken. Für eine klimafreundliche Landwirtschaft, bessere Präventionsstrukturen und soziale Sicherheitssysteme braucht es Unterstützung über einen längeren Zeitraum.
Zudem ist die Not in Malawi nicht allein Folge extremer Wetterbedingungen, sondern auch ein Spiegel der tiefgreifenden weltweiten sozialen Ungerechtigkeit. Sie erinnert uns daran, dass globale Solidarität gefragt ist, wo Menschen ohne eigenes Verschulden an ihre Grenzen kommen.
Brenard Mwanza ist ein Experte für Kommunikation und Medien und auf Storytelling für soziale Wirkung spezialisiert. Er kommt aus Malawi.
brennie.m897@gmail.com
Matthias Scharpf macht einen Bachelor im Fach Internationale Beziehungen und Management an der OTH Regensburg. Er hat praktische Felderfahrung in Malawi und spezialisiert sich auf Bildung und Entwicklungszusammenarbeit.
m.scharpf@liberatingeducation.org
Dieser Beitrag ist Teil des „89 Percent Project“, einer Initiative der globalen Journalismus-Kooperation „Covering Climate Now“.