Beschäftigung

Arm trotz Arbeit

Junge Menschen in Arbeit zu bringen ist essenziell für nachhaltiges und inklusives Wachstum. 15- bis 24-Jährige stellen mehr als 15 Prozent der Arbeitskräfte weltweit. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt jedoch nach mehreren Jahren mit sinkenden Raten wieder an. Auch die Qualität der Arbeit ist ein Problem, vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern.
Textilfabriken schaffen Beschäftigung für junge Frauen wie hier im Dorf Kitteh in Nordjordanien. Raad Adayleh/picture-alliance/AP Photo Textilfabriken schaffen Beschäftigung für junge Frauen wie hier im Dorf Kitteh in Nordjordanien.

2016 stieg die weltweite Jugendarbeitslosigkeit vorläufigen Berechnungen zufolge auf 13,1 Prozent, während es 2015 noch 12,9 Prozent waren. Das geht aus dem World Employment and Social Outlook for Youth 2016 der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. In absoluten Zahlen sind das 71 Millionen junge Menschen, die gerne arbeiten würden, aber keinen Job haben. Die Autoren erwarten für 2017 die gleichen Werte. Der Hauptgrund für die schlechte Lage ist die Weltwirtschaft: In Entwicklungsländern ist das Wirtschaftswachstum auf dem niedrigsten Stand seit 2003, und wichtige Schwellenländer wie Argentinien, Brasilien und Russland befinden sich in der Rezession.

Dem ILO-Bericht zufolge sind die Herausforderungen des Arbeitsmarkts jedoch noch viel größer, als aus diesen Zahlen hervorgeht: Viele junge Menschen, vor allem in Entwicklungsländern, arbeiten zwar, verdienen aber zu wenig, um davon leben zu können. 2016 lebten 37,7 Prozent der arbeitenden jungen Frauen und Männer in extremer Armut (nach der Definition der Weltbank von weniger als 1,90 Dollar pro Tag und Person) oder in mäßiger Armut (von 1,90 bis 3,10 Dollar pro Tag).

Außerdem bremst die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern laut dem Bericht den sozialen Fortschritt. 2016 betrug der Anteil junger Frauen am Arbeitsmarkt nur 37,3 Prozent, während es bei den jungen Männern 53,9 Prozent waren. Diese Kluft zwischen den Geschlechtern ist in den vergangenen 16 Jahren nur um 1,2 Prozentpunkte geschrumpft. Dementsprechend ist auch die globale Arbeitslosenquote von Frauen höher als die von Männern. In Südasien, den arabischen Ländern und Nordafrika sind Frauen und Mädchen besonders benachteiligt.

Aufgrund schlechter Aussichten in ihren Heimatländern streben Millionen junger Menschen auf der Suche nach besseren Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten ins Ausland. Den ILO-Zahlen zufolge gab es 2015 51 Millionen internationale Migranten im Alter von 15 bis 29 Jahren. Darüber hinaus war jeder Fünfte in dieser Altersgruppe gewillt, dauerhaft in ein anderes Land zu ziehen. Die meisten von ihnen stammen aus Afrika südlich der Sahara oder Lateinamerika und der Karibik.

Die Autoren sehen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung als möglichen Ausweg an. Das von der internationalen Gemeinschaft beschlossene Dokument mit den Sustainable Development Goals „stellt eine einmalige Möglichkeit dar, Jugendpolitik in umfassende Strategien zur nachhaltigen Entwicklung zu integrieren“, heißt es in dem Bericht. Er verweist zudem auf die Erklärung der ILO über soziale Gerechtigkeit für eine faire Globalisierung, anhand deren nationale Strategien zur Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit und für Gerechtigkeit und angemessene Arbeit erarbeitet werden könnten. Die Erklärung fordert verlässliche Institutionen, damit die Wirtschaft wachsen kann, soziale Sicherung und die Einhaltung von Arbeitsstandards. Aus Sicht der ILO ist eine höhere Jugendbeschäftigung gleichbedeutend mit sozialer Gerechtigkeit. Der im Jahr 2012 verabschiedete ILO Call for Action in Youth Employment behandelt wichtige Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, schlechte Arbeitsbedingungen und Chancenungleichheit.

Katja Dombrowski
 


Links

World Employment and Social Outlook for Youth 2016:
http://www.ilo.org/global/research/global-reports/youth/2016/WCMS_513739/lang--en/index.htm

Erklärung der ILO über soziale Gerechtigkeit für eine faire Globalisierung:
http://www.ilo.org/berlin/publikationen-und-forschung/schl%C3%BCsseldokumente/WCMS_100192/lang--de/index.htm

The youth employment crisis: A call for action.
http://ilo.org/ilc/ILCSessions/101stSession/texts-adopted/WCMS_185950/lang--en/index.htm

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