Pressefreiheit

Journalismus als Verbrechen

Wenn du als Ägypter eine Kamera in der Hand hältst und einfach deinen Job als Fotojournalist machst, kannst du im Gefängnis landen. Ägypten ist nun ein Land, in dem Journalismus ein Verbrechen ist.
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Die internationale Gemeinschaft war schockiert darüber, dass über drei Al-Jazeera-Journalisten eine dreijährige Gefängnisstrafe verhängt wurde. Aber nicht alle Urteilssprüche gegen Medienschaffende bekommen internationale Aufmerksamkeit. Zum Beispiel sitzt der Fotojournalist Mahmoud Abu Zeid, genannt Shawkan, bereits seit mehr als zwei Jahre in Untersuchungshaft.

Im August 2013 wurde die Rabaa-al-Adawiyya-Moschee und der danebenliegende Platz in Kairo ein Sit-in-Protestcamp für Anhänger von Präsident Mohammed Mursi. Zu der Zeit war er gerade vom damaligen Verteidigungsminister und heutigen Präsidenten, Abdel Fattah el-Sisi, gestürzt worden. 2013 hatten Polizeikräfte die Demonstrationen aufgelöst und mindestens 638 Menschen getötet. Das Ereignis wird als Rabaa-Massaker bezeichnet.

Shawkan war dabei, um die Zusammenstöße für die Fotoagenturen Demotix und Corbis zu dokumentieren. Er wurde zusammen mit zwei ausländischen Journalisten festgenommen, die aber nach ein paar Stunden freigelassen wurden. Der 28-jährige Shawkan hingegen wurde ohne formale Anklage für zwei weitere Jahre im Gefängnis behalten.

Shawkans Fotos wurden im Times Magazine und auch in der Zeit und der BILD veröffentlicht. Er sagt: „Fotografie ist ein Lebensstil. Es geht nicht nur darum, wie du eine Kamera hältst und ein Bild schießt. Es geht darum, wie du das Leben und alles um dich herum betrachtest.“

In den vergangenen zwei Jahren haben Freunde und Kollegen die Freilassung von Shawkan gefordert. Nach internationalen Aufforderungen, gefangene Journalisten freizulassen, bestritten die ägyptischen Behörden, dass Medienvertreter in Haft seien. Der ägyptische Außenminister Sameh Fahmy erklärte bei einem Treffen mit seinem US-Amtskollegen John Kerry im Juni, „dass kein Journalist wegen seiner Anschauung gefangen sei“.

Im Gegenzug veröffentlichte die zivilgesellschaftliche Egyptian Commission for Rights and Freedoms (ECRF), dass im ersten Viertel dieses Jahres 110 Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit verletzt worden seien. Mehr als ein Dutzend Journalisten befinden sich derzeit in Haft.

Die zwei Al-Jazeera-Journalisten wurden kürzlich begnadigt, aber Shawkan bleibt in Haft. Sein Prozess könnte im Dezember beginnen. Er befindet sich zeitweise im Hungerstreik und sein Gesundheitszustand ist kritisch.


Basma El-Mahdy ist eine Journalistin aus Kairo, die auf Menschenrechtsthemen spezialisiert ist.
basmaelmahdy@gmail.com

Link:
https://www.facebook.com/FreedomforShawkan

 

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