Wahlen in Kenia

Mit Cannabis den Staatshaushalt sanieren

Der kenianische Präsidentschaftskandidat George Wajackoyah macht mit dem Versprechen Wahlkampf, Hanf zu legalisieren. Damit will er dringend benötigtes Geld einnehmen, um die hohe Staatsverschuldung zu bekämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln. Der umstrittene Vorschlag hat eine Debatte über das Für und Wider der weitgehend illegalen Nutzpflanze ausgelöst.
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Der 63-jährige Juraprofessor George Wajackoyah ist einer der vier Kandidaten für die Präsidentschaftswahl am 9. August 2022. Er zeigt sich über die hohe Staatsverschuldung des Landes besorgt, die sich inzwischen auf über 70 Milliarden Dollar beläuft. Während er sonst für verrückte Ideen bekannt ist, hat sein Vorschlag, Nutzhanf zu legalisieren, die Aufmerksamkeit verschiedener Interessengruppen erregt.

Teile der kenianischen Öffentlichkeit sind gegen Wajackoyahs Vorschlag und befürchten, dass ein solcher Schritt schlimme Folgen für die Jugend haben könnte. Victor Okioma, Leiter einer staatlichen Behörde gegen Drogenmissbrauch, verweist auf die Drogenerfahrungen von Ländern wie Mexiko, um die Gefahren einer Cannabislegalisierung aufzuzeigen. „Ich hoffe, dass die Politiker, die die Legalisierung befürworten, sich klar äußern und uns Beispiele nennen, wo dies geschehen ist.“

Seine Bedenken könnten durch eine Untersuchung bestätigt werden, die in Kanada drei Jahre nach der Legalisierung von Marihuana für den Freizeitgebrauch durchgeführt wurde. Die Studie zeigt, dass die Branche Millionen von Dollar verdient. Das Justizsystem hat weniger Verurteilungen wegen Drogenkonsums verzeichnet. Allerdings scheint es mehr Kanadier zu geben, die Marihuana konsumieren, was die Gefahr einer Abhängigkeit erhöht.

Die Befürworter des Vorschlags argumentieren, dass die wirtschaftlichen Vorteile die Gefahren überwiegen. „Mais ist nicht mehr rentabel, weil der Regen ausbleibt,“ sagt Maria, eine Kleinbäuerin in Zentralkenia, die ein zwei Hektar großes Stück Land besitzt. „Wenn wir ernten, kommen wir kaum über die Runden. Wir haben immer mehr Verluste. Ich habe gehört, dass Marihuana einfach und ohne viel Pflege wächst. Das heißt, es könnte so lukrativ wie Tee sein, wenn man es richtig kultiviert.“ Tee ist seit Jahren der wichtigste Devisenbringer in Kenia. 

Einige afrikanische Länder wie Uganda, Simbabwe und Lesotho haben kleine Projekte gestartet, um zu testen, ob die Legalisierung von Nutzhanf machbar ist. Zwar gibt es noch keine Studien über die Auswirkungen auf die Wirtschaft, doch finden private Investoren Hanf rentabel.

In Kenia haben einige Firmen Lizenzen, um mit Nutzhanf zu forschen. Eines dieser Unternehmen ist Green Corporation Global, das eine Partnerschaft mit der Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (JKUAT) und privaten Unternehmen eingegangen ist, um verschiedene Hanfprodukte zu entwickeln. Deren Geschäftsführer, Michael Karanja, findet den Vorschlag des Präsidentschaftskandidaten gut. „Es ist spannend, weil die Kenianer endlich eine offene Diskussion ohne Vorurteile führen. Aus Nutzhanf lassen sich über 25 000 verschiedene Produkte herstellen. Es wäre möglich, Fabriken für die Massenproduktion dieser Produkte zu errichten. Angesichts der wachsenden Arbeitslosigkeit in Kenia ist das eine gute Lösung.“

Die Website „Africa Check“ hingegen hat die Pläne von Wajackoyah als irreführend bezeichnet. Die Preise, die er für Marihuana einplant, seien überhöht. „Wir stufen die Behauptung als falsch ein“, schreibt Faktenchecker und E+Z/D+C-Autor Alphonce Shiundu. Dennoch hat Wajackoyah mit seinem Vorschlag in den sozialen Medien und unter Jugendlichen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, viel Aufmerksamkeit erregt.

 

Ciku Kimani-Mwaniki ist eine kenianische Autorin aus Nairobi.
thevillager254@gmail.com

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