Kinderrechte

Lokale Partner in die Bildungsarbeit einbinden

Im indischen Bundesstaat Assam haben das Institute of Development Action (IDeA) und Childaid Network Germany eine Initiative für Kinderrechte gestartet: EnRiCh (Enabling Rights of the Child). Sie lief zunächst in 45 Dörfern. Ziel ist es nun, innerhalb von zwei Jahren mindestens 80 000 Kinder zu erreichen.
Gemeinsam für die Kinderrechte: Workshop in Assam. AGUP/Dhubri Gemeinsam für die Kinderrechte: Workshop in Assam.

Die EnRiCh-Initiative unterstützt zum einen direkt lokale zivilgesellschaftliche Organisationen. Beispielsweise hilft sie ihnen beim Prozess der Organisationsentwicklung oder bei der Zusammenarbeit mit lokalen Behörden. Zum anderen vernetzt sie verschiedene Akteure: Eltern, Ausschüsse auf Dorfebene, lokale Verwaltungsorgane, Schulverwaltungen und Kinderclubs. Um die Dörfer kinderfreundlicher zu machen, setzen wir auf Kampagnen, Workshops und eigens ernannte Kinderrechtsunterstützer in den Gemeinden. Ein Netzwerk für Kinderrechte in ganz Assam ist geplant.

Während indische Kinder meist in hierarchischen, autoritären Verhältnissen aufwachsen, gesteht EnRiCh ihnen Raum zu, um sich auszudrücken und ihr Potenzial zu entfalten. Sie treffen sich wöchentlich in eigens gegründeten „Rhino Clubs“, benannt nach dem einhörnigen Nashorn, dem Staatstier von Assam. Dort lernen sie gemeinsam, treiben Sport, sind kreativ tätig oder besuchen die Bibliothek. Sie erfahren Gemeinschaft und lernen Ansprechpartner im Dorf und bei Behörden kennen. Und sie bekommen Wissen vermittelt über Kinderrechte, Gesundheit, Umwelt und Ernährung. So werden sie zu wertvollen Multiplikatoren dafür, wie man sich in der Pandemie richtig verhält. EnRiCh stellt für solche Projekte verschiedene Materialien in lokalen Sprachen bereit, etwa Handbücher, Comics, Poster oder Theaterstücke.

Als die zweite Covid-19-­Welle zwischen April und Juni 2021 in Nordostindien für hohe Infektions- und Todesraten sorgte, gründeten IDeA und seine Partnerorganisationen insgesamt 86 „Covid-19-Dorfkomitees“. Sie setzen sich zusammen aus der lokalen Dorfregierung, Jugendlichen und Gesundheitshelfern. Das funktionierte auch im Lockdown, weil bereits funktionierende Netzwerke wie WhatsApp-Gruppen oder Online-Konferenzen aufgebaut waren. Das Projektteam stattete jedes Komitee mit medizinischem Material und Aufklärungsbroschüren aus, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Mehr als 7000 Kinder erhielten Arbeitsbücher und Schreibwaren, um weiterhin lernen zu können. Nachhilfeunterricht gab es in Kleingruppen im Freien. Mittlerweile geht es darum, die staatlichen Gesundheitsstationen weiter zu stärken, um in künftigen Krisen effizienter zu handeln und den Fokus auf die Kinder zu verstärken.

Das Beispiel zeigt: Neben entschlossenem staatlichem Handeln sind starke lokale Gemeinschaften und die Zivilgesellschaft zentral für die Bewältigung von pandemischen Krisen. Dabei ist ein besonderer Fokus auf die Rechte der Kinder wichtig, um die schlimmsten Auswirkungen des notwendigen Pandemieschutzes auf sie abzufedern.


Enakshi Dutta ist Kinderrechtsaktivistin, Spezialistin für Kapazitätenentwicklung zivilgesellschaftlicher Organisationen und Direktorin des Institute of Development Action.
enakshi@theant.org

Cynthia Dittmar leitet die Projektkoordination bei Childaid Network.
cynthia.dittmar@childaid.net

Franziska Müller studiert Friedens- und Konfliktforschung und engagiert sich bei Childaid Network als studentische Aushilfe.
franziska.mueller@childaid.net

 

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