HIV/AIDS: WHO und UNAIDS empfehlen Beschneidung

Die Beschneidung von Männern sollte Teil einer umfassenden HIV/AIDS-Prävention sein. Das empfehlen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das AIDS-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS). Allerdings muss die Operation sachgerecht und unter hygienischen Bedingungen vorgenommen werden, um Risiken zu vermeiden.

Im März hatten WHO und UNAIDS eine Konferenz organisiert, auf dem internationale Experten sich für die Beschneidung als Instrument der AIDS-Vorbeugung aussprachen. Die beiden Gesundheitsorganisationen gehen davon aus, dass durch den Eingriff in den nächsten 20 Jahren 5,7 Millionen Neuinfektionen und drei Millionen AIDS-Todesfälle im südlichen Afrika vermieden werden könnten. Untersuchungen in Kenia und Uganda hatten ergeben, dass die Ansteckungsrate unter beschnittenen Männer nur halb so groß ist wie unter unbeschnittenen Männern (siehe E+Z/D+C 2/2007, S. 49).

WHO und UNAIDS betonen aber, dass die Beschneidung keinen vollen Schutz vor einer HIV-Infektion bietet. Sie könne verantwortungsvolles Sexualverhalten und den Gebrauch von Kondomen nicht ersetzen. Kritiker fürchten außerdem, großer Andrang an Krankenstationen und die Kosten des Eingriffs könnten Männer und die Eltern minderjähriger Jungen dazu verleiten, die Operation unter unhygienischen Bedingungen durchführen zu lassen.

Das wiederum könnte dem Kampf gegen AIDS sogar schaden: Laut einer Untersuchung des US-amerikanischen Forschungsinstituts Interdisciplinary Scientific Research sind beschnittene Jungen in Kenia, Tansania und Lesotho , die noch nie Geschlechtsverkehr hatten, zwei- bis dreimal so häufig mit HIV infiziert wie ihre unbeschnittenen Altersgenossen – eine Folge des Gebrauchs nicht sterilisierter Instrumente. WHO und UNAIDS empfehlen deshalb, dass vor allem Länder mit einer hohen Ansteckungsrate die Behandlungsmöglichkeiten möglichst schnell ausbauen. Außerdem sollten Altersgruppen mit einer besonders hohen Ansteckungsrate bevorzugt werden.

Die männliche Beschneidung leistet aus verschiedenen Gründen einen effektiven Schutz. Zum einen ist die Vorhaut anfällig für Risse, durch die das HI-Virus in den Körper gelangen kann. Zum anderen fehlt an der Innenseite der Vorhaut das Protein Keratin, das das Eindringen des Virus durch die Haut verhindert. Forscher aus den USA und Uganda untersuchen derzeit, ob die Beschneidung HIV-infizierter Männer auch das Ansteckungsrisiko für weibliche Geschlechtspartner reduziert. Aussagekräftige Ergebnisse werden nächstes Jahr erwartet.

(cir)

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