Außenhandelskammern

Zusammenarbeit von Wirtschaft und Entwicklungspolitik

Seit Jahren bemüht sich die Entwicklungspolitik Privatunternehmen stärker einzubinden. Die Auslandshandelskammern als Vertreter der deutschen Wirtschaft und die Deutsche Entwicklungspolitik wollen bestehende Kooperationen weiterentwickeln und Synergien nutzen.
Ein ausländischer Mitarbeiter unterstützt einheimische Arbeiter im Hafen von Beira in Mosambik. Giling/Lineair Ein ausländischer Mitarbeiter unterstützt einheimische Arbeiter im Hafen von Beira in Mosambik.

Die deutsche Außenhandelskammer für das südliche Afrika (AHK) ist eine lang etablierte Institution der deutschen Wirtschaft mit Hauptsitz in Südafrika. Sie hat mehr als 600 Mitgliedsfirmen und fast 30 Mitarbeiter. Die AHK vertritt nicht nur namhafte deutsche Unternehmen (darunter solche aus DAX und MDAX) und deren Tochtergesellschaften in Südafrika, sondern auch viele südafrikanische Gesellschaften. Zum Leistungsspektrum gehören Markterkundung, Messebeteiligungen, Delegationsreisen, Mitgliederbetreuung und allgemeine Dienstleistungen.

Um sich strategisch weiterzuentwickeln hat sich die AHK vergangenes Jahr entschieden, für das südliche Afrika eine Repräsentanz in Mosambiks Hautstadt Maputo zu eröffnen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt ihren Aufbau mit einem Sonderprogramm in Zusammenarbeit mit der GIZ (siehe Kasten). Intention ist es, entwicklungspolitische Ziele besser im Privatsektor zu verankern.


Positive Aussichten

Unternehmen können nur für Investitionen gewonnen werden, wenn sich Markt- und Gewinnchancen bieten und ein kalkulierbares Risiko besteht. Afrika als Kontinent und besonders Mosambik bieten viele Möglichkeiten. Mosambik verfügt über große Rohstoffvorkommen, hat einen wachsenden Bedarf an Infrastruktur, eine spezielle geo-logistische Lage in Subsahara-Afrika und eine kleine, aber zunehmend kaufkräftige Mittelschicht. Es gibt zwar Risiken, aber auch beträchtliche Gewinnchancen.

Wenngleich die Bedingungen für die Wirtschaft noch verbesserungsbedürftig sind, ist der gesamte Rahmen relativ stabil und zahlreiche Großinvestitionen (Aluminiumschmelze MOZAL, Kohlevorkommen Moatize, diverse Energieprojekte) belegen die zunehmende Attraktivität der mosambikanischen Volkswirtschaft. Für deutsche Unternehmen sind zunächst öffentliche Aufträge wie große Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie, Verkehr oder Bau interessant, aber auch die Förderung und Verarbeitung der zahlreichen Rohstoffe wie Gas, Kohle, Mineralien oder Holz. Mosambik ist zudem Mitglied der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) und des Commonwealth. Mosambik gilt für deutsche Unternehmen eher als ein Land mit „hoher kultureller Distanz“. Daher ist es folgerichtig, dass sich vor allem deutsche Unternehmen aus Südafrika oder mit Sitz dort, die über Kenntnisse des regionalen Kontextes und erste Geschäftskontakte mit Mosambik verfügen, für den Standort Mosambik interessieren. Ein „Kaltstart“ aus Deutschland – zumal für kleine und mittlere Unternehmen – empfiehlt sich meist noch nicht. Die AHK für das südliche Afrika in Johannesburg ist der ideale Katalysator für verstärkte Investitionen und Handel deutscher Unternehmen in Mosambik und damit auch für die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im Gastland.


Regionale Integration fördern

Das BMZ fördert seit langem regionale Zusammenschlüsse und Integration. Ziel dieser Initiativen sind Bürokratieabbau, Zollvereinfachung, Verbandsförderung, transparentere Ausschreibungen, Kapazitätsstärkung und die Vergrößerung von Wirtschaftsräumen und Absatzmärkten. Diese Maßnahmen sollen Freizügigkeit, Beschäftigungs- und Wachstumsmöglichkeiten der Volkswirtschaften fördern und letztlich auf der Mikroebene zu Unternehmenswachstum und -gründungen führen. So wird auch seit vielen Jahren die SADC von BMZ via GIZ und anderen gefördert.

Eine Kammer mit grenzüberschreitenden regionalen Kontakten und Mitgliedern kann hier nicht nur Informationen bieten und beraten, sondern auch konkret grenzüberschreitende Wirtschaftskontakte, Messebeteiligungen oder Investitionen anregen und fördern. Dies gilt sowohl für deutsche, als auch für Unternehmen aus anderen Ländern. Der Dialog zwischen Firmen und den sie repräsentierenden Kammern und Verbänden trägt auch bei der SADC und nationalen Regierungen zu einem aktiveren Austausch bei. Die Wirtschaft nimmt an der Politikgestaltung teil und kann helfen, das bisweilen schwierige Investitionsklima, wie in Mosambik, positiver gestalten. Dabei gibt es mehrere Kernziele.


Berufsbildung ­stärken

Fast jede Wirtschaftsanalyse in Mosambik beklagt den Mangel an gut ausgebildeten und zuverlässigen Kaufleuten, Facharbeitern und Handwerkern. Die staatliche Berufsbildung tut sich schwer und ist nicht nur sehr theorielastig, sondern oft antiquiert und wenig nachfrageorientiert. Das duale Bildungssystem Deutschlands genießt bekanntermaßen einen guten Ruf. Die Deutsche Kammer für das südliche Afrika hat mit den South African German Training Services (SAGTS) seit 2008 in Südafrika ein Qualitätsprodukt geschaffen. Es basiert auf einem dualen Ansatz und bietet zunächst deutschen Firmen Ausbildungen im kaufmännischen Bereich und im Handwerk an. Die Abschlüsse sind in Südafrika anerkannt, ein Ausbildungsgang sogar durch das IHK-System in Deutschland. Dementsprechend gut sind Reputation, Nachfrage und letztlich die Arbeitsmarktchancen für Absolventen.

Die AHK versucht nun dieses Vorgehen pilotartig auch in Mosambik auszuprobieren und zunächst mit deutschen Mitgliedsfirmen im Land einen Kurs für einige Teilnehmer zu organisieren.


Mittelstand fördern und fragmentierte Wirtschaft besser vernetzen

Die mosambikanische Wirtschaft krankt an ihrer geringen inländischen Wertschöpfungstiefe und ihrer Abhängigkeit von ausländischem Kapital und Know-how. Die Wirtschaft ist fragmentiert, nationale Zuliefersysteme funktionieren schlecht und eine organische Vernetzung von großen multinationalen Investitionen und einheimischen KMU gelingt nur selten. Zudem besteht der Großteil der einheimischen Wirtschaft aus informellen oder international nicht wettbewerbsfähigen Unternehmen. Nicht nur GIZ und KfW Entwicklungsbank nehmen sich dieser Probleme an, sondern auch die AHK kann dazu beitragen, ausländische Investoren mit nationalen Firmen zu verbinden, lokale Vorschriften intelligent umzusetzen und Technologietransfer zu aktivieren. Beispiele dafür sind ein SADC-weites, transparenteres Ausschreibungsverfahren, Kammer- und Verbandspartnerschaften sowie Messe- und Delegationsreisen.


Verzahnung von ­Entwicklungspolitik, ­Außenwirtschaftsförderung und Privatwirtschaft

AHK und GIZ versuchen auch durch eine enge räumliche und inhaltliche Nähe, Privatwirtschaft möglichst effizient mit entwicklungs- und außenpolitischen Maßnahmen zu verknüpfen. Deshalb arbeitet die AHK-Repräsentanz mit dem Wirtschaftsprogramm der GIZ sowie anderen entwicklungspolitischen Institutionen zusammen. Beispielhaft seien Public Private Partnerships (wie etwa DeveloPPP oder Afrikafazilität) genannt oder die Beratung und Förderung von Corporate Social Responsability (CSR). Letzteres soll private Unternehmen anregen, entwicklungspolitisch wertvolle Initiativen zu integrieren und zu finanzieren. Die AHK für das südliche Afrika etwa unterhält ein eigenes Kompetenzzentrum für CSR-Fragen, das Unternehmen berät und begleitet. Korruptionsbekämpfung und Kooperation mit der UN Global Compact Initiative sind andere relevante Themen.

Es gibt weitere Akteure, die die Verzahnung vorantreiben: Das Bundeswirtschaftsministerium hilft etwa bei der Auslandsmarkterschließung und unterstützt Institutionen wie die AHKs und die German Trade and Investment (GTAI), sowie bei der Finanzierung und Absicherung von Auslandsgeschäften. Fördergelder und Kapital von der KfW und ihrer Tochterbank DEG bieten die Möglichkeiten, Investitionsvorhaben zu finanzieren. Nicht unerwähnt sollten auch die zahlreichen Einsätze des Seniorexpertenservice (SES) bleiben, bei dem interessierte Menschen im Ruhestand, ihre Kenntnisse und ihr Wissen an Firmen im Ausland weitergeben. Auch hier ist die AHK vermittelnd tätig.

Allein diese Beispiele zeigen, wie wichtig und nützlich eine koordinierende und informierende Stelle wie eine AHK oder Repräsentanz in einem Entwicklungsland sein kann. Sie kann neue Potenziale erschließen, die entwicklungspolitische und privatwirtschaftliche Interessen verbinden. Die neue AHK-Repräsentanz in Mosambik wird versuchen, dazu einen Beitrag zu leisten. Sie will sowohl deutschen als auch mosambikanischen Firmen einen Mehrwert bieten, der nicht nur dem marktwirtschaftlich nachhaltigen Gewinnstreben entgegenkommt, sondern auch das entwicklungspolitisch Sinnvolle fördert.

Bislang ist die Bilanz positiv: Sowohl die etwa 30 in Mosambik ansässigen deutschen Unternehmen, als auch mosambikanische Institutionen und Firmen haben diese Ideen positiv aufgenommen. Zudem nehmen die Anfragen und Markterkundungswünsche aus Deutschland und Südafrika weiter zu.  



Friedrich Kaufmann lebt bereits zehn Jahre in Mosambik und leitet nun als Ökonom die AHK-Außen-stelle in Maputo.
friedrich.kaufmann@gmx.net

Winfried Borowczak ist Sozialökonom und freier Consultant mit den Schwerpunkten Privatsektorförderung und Organisationsentwicklung in Afrika und portugiesischsprachigen Ländern.
winborow@aol.com

 

Link:
GIZ:
Shaping Corporate Social Responsibility in sub-­Saharan Africa, Guidance Notes from a Mapping Survey.
http://www.giz.de/fachexpertise/downloads/giz2013-en-africa-csr-mapping.pdf

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