Medien

Reformbedarf bei Medien in Afrika

In Afrika geht es Journalisten heute deutlich besser als noch vor 15 Jahren. Aber vielen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern mangelt es an Geld und gut ausgebildeten Mitarbeitern. Darunter leidet die Qualität.

In Niger hat der staatliche Rundfunk­rat Live-Sendungen zur Rebellion der Tuareg-Nomaden im Norden des Landes verboten: In einer Radio-Diskussion war die Regierungspolitik kritisiert worden. In der kenianischen Hauptstadt protestierten Journalisten gegen den Entwurf eines Mediengesetzes, das sie zur Preisgabe vertraulicher Quellen verpflichtet hätte. Präsident Mwai Kibaki überwies den Text daraufhin zur Überarbeitung zurück an das Parlament. Der südafrikanische TV-Sender SABC hat laut Zeitungsberichten seinen Mitarbeitern untersagt, über Diebstahls- und Korruptionsvorwürfe gegen Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang zu berichten. In Nigeria kündigte der neue Senatspräsident, David Mark, an, unter seiner Führung werde das Parlament das Gesetz zur Informationsfreiheit beschließen, auf das die Bürger schon so lange warteten.

Vier Meldungen aus dem vergangenen Monat über Arbeitsbedingungen, Erfolge und Probleme von Radiostationen, Fernsehsendern und Zeitungen in Afrika. Sie spiegeln die Ergebnisse einer Studie der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) zum Aufbau starker und vielfältiger Medien auf dem Kontinent. Danach hat sich die Lage in den vergangenen 15 Jahren deutlich verbessert: Die Demokratisierungswelle der 1990er Jahre hat die Arbeit für Journalisten in vielen afrikanischen Ländern erleichtert. Technologien wie Internet und Mobilfunk haben etablierten Medien neue Kanäle eröffnet und zugleich neue, alternative Angebote hervorgebracht, vor allem auf lokaler Ebene.

In fünf Bereichen jedoch sieht der UN-Bericht Reformbedarf: Erstens sei in Afrika vielerorts die Pressefreiheit in der Praxis nach wie vor stark eingeschränkt, obwohl fast alle Länder die einschlägigen Abkommen über bürgerliche und politische Menschenrechte unterzeichnet haben. Zweitens behinderten unagemessene rechtliche und politische Rahmenbedingungen oft das Wachstum der Medienbranche, vor allem im Hinblick auf die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien. Drittens fehle es an guten Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für Journalisten und an Qualitätsstandards für die Branche. Viertens mangele es an Kapital zur Finanzierung professioneller Medien. Und fünftens schließlich lasse die inhaltliche Qualität afrikanischer Zeitungen, Fernseh- und Radiokanäle häufig zu wünschen übrig: viel Unterhaltung, Sport und Religion, wenig politische Information und Analyse.

Die ECA-Studie fasst die Ergebnisse einer Reihe von Konferenzen und einer On­line-Debatte zusammen, an denen sich Journalisten sowie Vertreter staatlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen aus über 40 Ländern Afrikas beteiligten. Der Bericht schlägt vor, einen neuen Afrikanischen Medienfonds (African Media Development/Support Fund) einzurichten, der Darlehen und Zuschüsse an förderungswürdige Medien vergeben würde. (ell)

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