Kinderlosigkeit

Kinderlose Paare in Burundi haben ein schweres Los zu tragen

Wenn in Burundi ein Paar nach der Heirat keine Kinder bekommt, betrachtet die Gesellschaft das als Makel. In aller Regel wird die Frau dafür verantwortlich gemacht.
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Patrick ist 38 Jahre alt und war 12 Jahre kinderlos verheiratet. Ein schweres Los, erzählt er. Neben der Enttäuschung, keine Kinder zu bekommen, wurde seine Frau angefeindet. Patricks Freunde rieten ihm immer wieder, seine Frau aus dem Haus zu jagen und sie zu verlassen. Er aber hielt zu ihr, was andere Männer in seinem Fall häufig nicht machen.

Patricks Frau musste jahrelang Beschimpfungen von ihren Schwiegereltern und Bekannten über sich ergehen lassen: „Einige haben mir sogar vorgeworfen, dass ich ihren Sohn nur geheiratet habe, um ihn leiden zu lassen. Andere sagten mir, dass ich eine Unglücksbringerin sei. Ich habe elf Jahre lang gelitten, aber zum Glück war mein Mann verständnisvoll und hat mich immer unterstützt.“

Patrick hatte Gottvertrauen: „Wir haben gebetet und uns niemals vom Klatsch und den Ratschlägen anderer Menschen, die uns nicht gut gesinnt waren, beeinflussen lassen.“ Nach elf Jahren wurden die Gebete des Paares erhört. Sie bekamen eine Tochter, später noch eine zweite.

Patrick und seine Frau leben in der Stadt und genossen höhere Bildung. Sie konnten mit der Situation besser umgehen als Paare auf dem Land. Candide und Celestin, die im ländlichen Raum leben, warteten nach der Hochzeit zwei Jahre lang vergeblich auf eine Schwangerschaft. Candide stritt sich oft mit ihrem Mann, der ihr die Kinderlosigkeit vorwarf und sie deshalb auch schlug. Sie verteidigte sich und sagte, es sei Gottes Wille.

„Dann befahlen die Schwiegereltern meinem Mann in meinem Beisein, mich sofort aus dem Haus zu jagen, was er auch tat. Ich kehrte zu meinen Eltern zurück“, berichtet Candide. Ihr Ex-Mann heiratete einige Monate später erneut und blieb kinderlos. Nach vier Jahren warf er seine zweite Frau ebenso aus dem Haus. Sie heiratete erneut und brachte nach einem Jahr ein Kind zur Welt.

Viele kinderlose Paare in Burundi suchen Beistand bei Kirchenvertretern. Diese raten den Paaren zu Geduld und erinnern sie an ihr Versprechen, „in guten wie in schlechten Zeiten“ zusammenzubleiben.

Mediziner raten Paaren, die keine Kinder bekommen, sich untersuchen und beraten zu lassen. Sie erklären, dass dies ein Gesundheitsproblem sei, das sowohl Männer als auch Frauen betreffen könne. Leider, so bedauern Ärzte, beschuldigen in Burundi Männer oft ihre Frauen der Unfruchtbarkeit und weigern sich, sich selbst untersuchen zu lassen. Nur Spezialisten können herausfinden, wo das Problem liegt. An diesen mangelt es aber in Burundi.

Nach Angaben der WHO von 2016 ist eines von vier Paaren in Afrika unfruchtbar. Viele Fälle seien auf unbehandelte Infektionskrankheiten zurückzuführen, die durch Kinderheirat, unsichere Abtreibung, unsichere Entbindungen, Geschlechtskrankheiten und weibliche Genitalbeschneidung entstehen können. Dies ließe sich verhindern.

Mireille Kanyange ist Journalistin bei Radio Isanganiro in Burundi.
mika.kanyange@gmail.com

 

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