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Agriculture

Kakteen als Lebensader der Viehhaltung

In den Trockengebieten Afrikas lässt sich herkömmliches Viehfutter kaum anbauen. Alternativ bieten sich Kakteen an, um Viehbetriebe widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.
Der Feigenkaktus kann Vieh in trockenen Gebieten als Nahrungs- und Wasserquelle dienen. picture alliance/Westend61/Ega Birk
Der Feigenkaktus kann Vieh in trockenen Gebieten als Nahrungs- und Wasserquelle dienen.

Die Viehwirtschaft spielt in den ariden und semiariden Regionen Afrikas eine wichtige Rolle, sowohl in nördlichen Ländern wie Marokko und Ägypten als auch in südlichen wie Namibia und Botswana. In den Trockengebieten des Kontinents leben über 525 Millionen Menschen, die von Regenfeldbau und Viehzucht abhängig sind. Da Ackerbau wegen schlechter Böden und unregelmäßiger Niederschläge oft nicht möglich ist, konzentrieren sich viele Menschen auf die Viehzucht. Doch lang anhaltende Dürren, verschärft durch das Wetterphänomen El Niño und den Klimawandel, haben die Wasserknappheit weiter verschärft und zu erheblichen Viehverlusten geführt.

Angesichts dessen ist der Einsatz des Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica) als Futterpflanze und Feuchtigkeitsquelle eine vielversprechende Lösung. Die Kakteenart ist an aride und semiaride Umgebungen angepasst und gedeiht dort, wo die meisten Nutzpflanzen versagen. Sie nutzt Wasser sehr effizient und besitzt eine wachsartige Außenhaut, sodass die Verdunstung gering ist. Das Produktivitätspotenzial der Kaktusfeige wird auf das 60-Fache von Weideland geschätzt.

Feigenkakteen werden von den Tieren gut angenommen und bestehen zu etwa 85 % aus Wasser. Wo sie Teil der Futterration sind, kann der Trinkwasserbedarf der Tiere deutlich sinken. In Brasilien sind Kakteen als Viehfutter bereits weit verbreitet. Viele der dortigen Milchkühe benötigen kein zusätzliches Trinkwasser, wenn ihr Futter zu mehr als 60 % aus Kaktus besteht.

Da der Kaktus jedoch kaum Ballaststoffe enthält, sollte er mit Trockenfutter kombiniert werden, um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen. Für Viehhalter*innen in Trockengebieten – unabhängig davon, ob sie Geflügel, Ziegen und Schafe oder größere Tiere wie Rinder halten – kann der Einsatz von Kaktus als Futtermittel den Wasserbedarf der Tiere deutlich senken und die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe verbessern.

Geräte gemeinsam nutzen

Auf welche Weise Kakteen zu Futter verarbeitet werden, hängt von den vorhandenen Ressourcen ab. Häufig zerkleinern Bauern und Bäuerinnen die Kaktusglieder (Pads) mit Macheten, doch Futterhäcksler, die die Glieder in kleine Stücke zermahlen, sind effizienter. Landwirt*innen mit geringem Einkommen können solche Geräte gemeinschaftlich nutzen. Angesichts der hohen Sonneneinstrahlung in diesen Regionen bieten sich solarbetriebene Häcksler mit Batteriespeicher an.

Kakteen, darunter dornenlose, viehfreundliche Sorten, vermehren sich vegetativ, sodass sie aus einzelnen Trieben oder Gliedern gezüchtet werden können – ähnlich wie Bäume aus Stecklingen. Bei guter Pflege kann die Pflanze mehr als 20 Jahre lang Futter liefern, und jedes gepflanzte Glied kann innerhalb eines Jahres acht bis zehn neue hervorbringen. Wird Viehmist in den Kaktusanbau integriert, schließt sich der Nährstoffkreislauf, und die Bodenfruchtbarkeit verbessert sich.

Für Viehhalter*innen in Afrikas Trockengebieten kann der Anbau von Kaktus als Futterpflanze den Wasserverbrauch – gerade jetzt angesichts der Klimakrise – deutlich senken und die Widerstandsfähigkeit ihrer landwirtschaftlichen Betriebe stärken.

Nyasha J. Kavhiza ist Agrarwissenschaftler und Berater und lebt in Simbabwe.
njkavhiza@rocketmail.com 

Dieser Beitrag ist Teil des „89 Percent Project“, einer Initiative der globalen Journalismus-Kooperation „Covering Climate Now“.

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