Film

Lebensgefährlicher Job

Ochan Hannington ist ein südsudanesischer Filmemacher und Journalist. Er wurde gezwungen, sein Land zu verlassen, weil die freie Meinungsäußerung dort nicht geschützt ist. Sabine Balk hat aufgeschrieben, was er ihr erzählt hat.
Ochan Hannington (r.) bei der Arbeit. Derzeit verfügt er über keine Ausrüstung, nachdem die Behörden sie ihm weggenommen haben. Ochan Hannington (r.) bei der Arbeit. Derzeit verfügt er über keine Ausrüstung, nachdem die Behörden sie ihm weggenommen haben.

Ich mache hauptsächlich Dokumentationen zu Themen, die das tägliche Leben der Menschen beeinflussen. Mein Ziel ist es, den Zuschauern Geschichten zu präsentieren, die sie interessant und ansprechend finden. Meine Zuschauer identifizieren sich mit einem Protagonisten, wenn er einen starken Eindruck auf sie macht. Meine Zuschauer sind international. Einige meiner Filme sind auf Youtube zu finden. Ich sehe mich selbst als Multimedia-Journalist und Künstler.

Ich bin stolz auf meine Arbeit, weil meine Filme gut sind. Ein gutes Beispiel bietet der Videoclip „Radio Morobo: ein wertvoller Beitrag zur Gemeinde“. In diesem Fall habe ich sozusagen zwei Jobs in einem gemacht. Zum einen dient der Film als PR-Instrument für die GIZ. Zum anderen, und das ist noch wichtiger, war ich Teil eines Teams, das junge, ehrgeizige Radiojournalisten im Auftrag der GIZ unterrichtet hat. Wir haben geholfen, lokale Radiostationen im Südsudan zu gründen. Ich bin stolz, dass ich das Gleichgewicht zwischen Journalismus und PR gewahrt habe. Mein Film „Wani und sein Traum“ wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt und ich bekam in Deutschland eine Auszeichnung dafür.

Leider haben sich meine Arbeitsbedingungen extrem verschlechtert. Der Südsudan ist eine raue Umgebung, in der Journalismus der Zensur unterliegt. Von Rechtsstaatlichkeit kann kaum die Rede sein, besonders seit der Bürgerkrieg wieder aufgeflammt ist. Es gibt wenig Respekt für Medienschaffende.

Normalerweise arbeite ich alleine. Meine Arbeit ist gefährlich und nur wenige Leute sind bereit, ihr Leben zu riskieren. Außerdem würden sich viele Leute wegen der schlechten Bezahlung nicht besonders ins Zeug legen, ich könnte ihnen aber auch nicht mehr bezahlen. Deshalb mache ich in der Regel alles allein.

Ich habe eine eigene Filmausrüstung, aber sie ist mir bereits zwei Mal abhanden gekommen. Die südsudanesischen Sicherheitsbehörden haben sie mir weggenommen und nie mehr zurückgegeben. Im Moment habe ich keine Ausrüstung. Sie wurde vor ein paar Monaten in Yei, einer Stadt im Südsudan, konfisziert. Der Geheimdienst hat auch andere Sachen von mir konfisziert, etwa mein Auto, meine akademischen Zeugnisse, Bücher und andere persönliche Dinge. Ich habe wenig Hoffnung etwas davon zurückzubekommen.

Die Behörden haben mich auf dem Kieker, weil ich einen Artikel auf der Webseite „The Niles“ über Korruptionsvorwürfe in einer Kirche in Yei geschrieben habe. The Niles wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Kooperation (BMZ) gefördert, ist aber inhaltlich unabhängig. Ich glaube, dass der Pfarrer, der mutmaßlich in den Skandal verwickelt ist, die Sicherheitskräfte bestochen hat, um mich zu töten, weil ich mich geweigert habe, den Artikel zurückzunehmen. Ich wurde eingesperrt und mir wurde gesagt, dass ich sterben würde, wenn ich keinen Rückzieher mache. Deshalb wusste ich, dass sie bestochen wurden. Das war nicht der erste Artikel mit gefährlichem Inhalt und ich war mehrmals in Situationen, in denen nicht klar war, ob ich den nächsten Tag noch erleben werde.

Die traurige Wahrheit ist, dass die Situation im Südsudan für alle Medienschaffenden sehr übel ist. Es scheint jeden Tag schlimmer zu werden. Wir werden als Sicherheitsrisiko betrachtet. Ich bin deshalb ins Exil geflohen und kann nicht ohne mein Leben zu riskieren in meine Heimat zurück. Ich werde verfolgt und will nicht in der Öffentlichkeit sagen, wo ich lebe. Ich werde meine Arbeit nicht aufgeben, aber ich werde wohl in Zukunft an anderen Orten arbeiten müssen und nicht mehr zuhause.

Es ist ein Kampf, ohne Ausrüstung über die Runden zu kommen. Das Leben ist teuer und ich muss Geld verdienen. Früher habe ich meine Arbeit manchmal mit einem Kredit finanziert, den ich dann später von dem Honorar zurückgezahlt habe, das ich von meinen meist internationalen Auftraggebern bekommen habe.

Ich habe ein Studium in Kunst, Medien und Public Relations abgeschlossen. Aber ich habe schon vor meinem Studienabschluss Filme gemacht. Ich habe 2006 als Toningenieur für professionelle deutsche Filmemacher angefangen und habe in einigem Filmen mitwirken können. Einer hieß „School Day with Diana”. Seither habe ich viele Filme gedreht, hauptsächlich Dokumentationen.

Mein Ziel ist es, Geschichten zu erzählen, die durch visuelle Kunst einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Außerdem möchte ich andere unterrichten, die sich für den Job begeistern und die lernen wollen, was ich mache. Dabei geht es nicht nur darum, Filme zu machen, sondern alle Medien kreativ zu nutzen.

 

Ochan Hannington ist ein Filmemacher aus dem Südsudan. Sabine Balk hat aufgezeichnet, was er über seine Arbeit und sein Leben erzählt hat.

euz.editor@fs-medien.de

 

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