Landbesitz

Erster Anlauf gescheitert

1990 wurde Namibia unabhängig. Wenig später empfahl die erste Nationale Landkonferenz, indigene Gemeinschaften umzusiedeln und ihnen kommerzielles Farmland zu übertragen. Leider kam diese Politik nie richtig in Gang.
Die Unabhängigkeitsfeier 1990 auf einem Wandbild in Windhoek dargestellt. picture-alliance/united archives Die Unabhängigkeitsfeier 1990 auf einem Wandbild in Windhoek dargestellt.

Die Leitidee war, dass weiße Farmer freiwillig Land an Schwarze verkaufen würden. Angesichts der hohen Landpreise sollten die Transaktionen staatlich subventioniert werden. Obendrein sollte der Staat immer ein Vorkaufsrecht haben, wenn Land zu Verkauf stünde.

Dieses Konzept ging nicht auf. Die Behörden waren langsam und ineffizient. Offiziellen Angaben von 2018 zufolge wurden dem Staat seit 1992 über 8 Millionen Hektar (etwas mehr als ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Privatbesitz) angeboten. Tatsächlich kaufte er davon lediglich 37 Prozent. Der Staat erwarb 496 Agrarbetriebe und teilte sie zur Vergabe auf. Die Statistik zeigt, dass immer noch fast 50 Prozent des Landes Weißen gehören. Die Nachkommen der unter der Kolonialherrschaft Enteigneten sind weiterhin landlos.

Leider besteht Ungleichheit selbst dort fort, wo Land umverteilt wurde. Sie beruht nur jetzt nicht mehr auf der Hautfarbe, denn nun sind politische Kontakte und ethnische Zugehörigkeiten wichtig geworden. Viele Mitglieder der politischen und administrativen Elite wurden auf dem Papier als „ehemals benachteiligt“ eingestuft und dann bei Landumverteilung berücksichtigt. Tatsächlich stammen viele von ihnen aus Nordnamibia. Dort war das Land immer im Besitz der lokalen Gemeinschaften geblieben. Leider konnten Menschen, deren Vorfahren nie enteignet wurden, Land erwerben und wurden dafür auch noch subventioniert. Solcher Grundbesitz gehört heute zu den Statussymbolen der neuen Elite.

Diese fehlgeleitete Landzuweisung ist politisch umstritten. Die Nachkommen der im Kolonialismus enteigneten Gemeinschaften fühlen sich marginalisiert – und das führt zu interethnischen Feindseligkeiten. Ein weiteres Problem ist, dass viele der nichtprivilegierten Umverteilungsbegünstigten von ihrem Land nicht leben können. Da ihnen Kapital und Know-how fehlen, sind sie auf staatliche Hilfe angewiesen.

 

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