Ende eines Erfolgsmodells

Lutz Höttler:
Côte d’Ivoire – Geteiltes Land.
Horlemann-Verlag, Bad Honnef 2007,
150 S., 12,90 Euro, ISBN 978-3-89502-241-8

Die Côte d'Ivoire galt bis Anfang der 1990er Jahre als Beispiel für erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Afrika. Nach dem Tode des Staatsgründers und ersten Präsidenten Félix Houphouet-Boigny ist das Land jedoch zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen zerrieben worden. Seitdem herrschen dort Anarchie, Gewalt und Schrecken; der Staat und die Gesellschaft sind zerstört.

Lutz Höttler beschreibt detailliert den Weg vom Erfolgsmodell zum Staatsverfall aus dem Erleben des ausländischen Experten sowie der einheimischen Opfer. Der Autor ist Politikwissenschaftler und seit etwa zwanzig Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit tätig, sein Buch ist das Ergebnis eines mehrjährigen Einsatzes in der Côte d’Ivoire. Der erste Teil erläutert seine eigenen Erfahrungen dort; der zweite Teil, der die Zeit ab Herbst 2002 behandelt, beruht auf Berichten von ivorischen Freunden des Autors, die die Schrecken des Krieges und Verfalls am eigenen Leib erlebt haben. Die Form des subjektiven Berichts wird weitgehend durchgehalten, so dass ein stilistisch geschlossenes Werk entstanden ist.

Höttler macht am Beispiel der Côte d'Ivoire den Verfall von Staat und Gesellschaft nachvollziehbar, der in Afrika kein Einzelfall ist. Er analysiert auch das Verhalten der beteiligten Industrieländer und der internationalen Organisationen. Insbesondere wird deutlich, dass die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union hilflos waren gegenüber den Kontrahenten in der Côte d'Ivoire, die keinen Frieden wollten. Nicht einmal ein Waffenembargo konnte wirkungsvoll durchgesetzt werden. Das lesenswerte und packende Buch hilft nicht nur, Prozesse des Staatszerfalls in Afrika zu verstehen. Es macht auch die Misere begreiflich, die sie für die betroffenen Menschen bedeuten.
Franz Thedieck

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