Editorial

Ungleiche Chancen

Die Jugend ist die Hoffnung der Welt. Sie steht für Wandel, für Erneuerung, manchmal sogar für demokratische Revolution. Junge Menschen verkörpern die Zukunft und den Fortbestand der Menschheit – den wir nicht als selbstverständlich ansehen sollten. Sie brauchen gute Bildung und gute Jobs. Ohne Chancen für die Jugend sind weder nachhaltiges Wirtschaftswachstum noch eine faire Gesellschaft und politische Stabilität möglich.
Studierendendemonstratin 2014 in Chile. Sofía Yanjarí/picture-alliance/Demotix Studierendendemonstratin 2014 in Chile.

24-Jährigen stellen 18 Prozent der Weltbevölkerung. Ihre Probleme müssen ernst genommen und angegangen werden. Die Jugendarbeitslosigkeit wächst, und die Lebensbedingungen werden in vielen Teilen unserer krisengeschüttelten Welt schlechter statt besser. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO machen junge Menschen mehr als 35 Prozent der Arbeitslosen weltweit aus, und mehr als jeder dritte Jugendliche in Schwellen- und Entwicklungsländern lebt in Armut, obwohl er einen Job hat.

Diese Entwicklung ist gefährlich. Frustrierte junge Menschen stellen eher eine Gefahr als eine Chance dar. Wenn sie sich nichts aufbauen, keine Familie gründen und nicht zumindest einige ihrer Erwartungen erfüllen können,  wirken sie zerstörerisch, werden anfällig für Extremismus – oder gehen weg. Millionen junger Menschen suchen ihr Glück im Ausland und fehlen zu Hause.

Bildung ist der Schlüssel zu allem. In Bezug auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ist eine gute Berufsausbildung ebenso essenziell wie universitäre Bildung. Doch in vielen Ländern gibt es keine formale Ausbildung für Berufe wie Tischler oder Friseur, in der theoretisches Wissen ebenso vermittelt wird wie praktische Fertigkeiten. Zudem ist es schwer, ohne die neueste Technik und Zugang zum Weltmarkt Weltstandards zu erfüllen.

Die Benachteiligung von Frauen ist ebenfalls ein großes Problem. Noch immer erhalten Mädchen im Durchschnitt weniger Bildung als Jungen, und weniger Frauen als Männer arbeiten. Doch die meisten Frauen – auch in sehr traditionellen Gesellschaften – wollen einen Job und ein gewisses Maß an Unabhängigkeit. Die jungen werden weiter dafür kämpfen.

Soziale Ungleichheit verbreitert die Kluft. In Deutschland gehen eher privilegierte Kinder zur Uni als solche aus armen und bildungsfernen Familien. Am Geld liegt es nicht: staatliche Hochschulen sind kostenlos. Vielerorts dagegen stellen Studiengebühren unüberwindbare Hindernisse für die Mehrheit dar. Oft gibt es schon bei Schulen zwei Klassen: öffentlich, kostenlos und schlecht gegenüber privat, kostenpflichtig und gut. Derartige Ungerechtigkeiten, in Industrie- wie in Entwicklungsländern, müssen  beendet werden. Alle Mädchen und Jungen verdienen die gleichen Chancen.

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