Indien

Neue Standards schaffen

Energieeffizientes Bauen in Indien spart Rohstoffe und nützt dem Klima.
Die KfW fördert energieeffizientes Bauen – auch in Bangalore/Indien. KfW Group/Photographer: Silke Hermes Die KfW fördert energieeffizientes Bauen – auch in Bangalore/Indien.

Indien gehört heute zu den größten Energienutzern und Verursachern von CO2-Emissionen. Dabei verschlingt nicht nur die Wirtschaft immer mehr Energie, sondern auch die indische Mittelschicht trägt wegen ihres ökonomischen Erfolgs zum höheren Verbrauch bei.

Die Regierung ist darauf bedacht, sorgsamer mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Eine Möglichkeit dazu bietet, wie in Deutschland, der Gebäudebereich: Gedämmte Wände, modernere Fenster, Heiz- und Kühlanlagen können dazu beitragen, viel Energie zu sparen. Rund 40 Prozent des gesamten Verbrauchs in Indien gehen auf das Konto des Gebäudesektors, wie die Internationale Energie-Agentur (IEA) errechnet hat.

Und die indische Bauwirtschaft wird nach Angaben von „Germany Trade & Invest“ in nächster Zukunft um geschätzte zehn Prozent pro Jahr wachsen. „Hier anzusetzen ist sinnvoll und kann einen enormen Effekt haben“, urteilt deshalb KfW-Projektmanagerin Corinna Peters.

Doch bis jetzt haben diese „versteckten Brennstoffe“, von denen die IEA gerne im Zusammenhang mit Energieeffizienz spricht, in Indien wenig Beachtung gefunden. Gründe dafür gibt es viele: verhältnismäßig niedrige Strompreise, ein erst entstehender Markt für energieeffiziente Produkte sowie ein Mangel an Effizienzstandards. Inzwischen arbeitet die KfW mit daran, dass sich das ändert, und nutzt dafür ihre lange Erfahrung aus der inländischen Förderung.

Um in Indien ein ähnliches System aufzubauen, hat die KfW Entwicklungsbank zusammen mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und „The Energy and Resource Institute“ (TERI) in Neu Delhi ein bestehendes Kalkulationsmodell auf in­dische Verhältnisse übertragen. Mit entsprechenden Daten „gefüttert“, berechnet das Programm sofort, wie sich ein neu ­geplantes Gebäude vom indischen Durchschnitt unterscheidet und wie viel Energie sich durch eine bestimmte Maßnahme – etwa eine andere Klimaanlage oder anderes Baumaterial – sparen lässt.

Außerdem hat die KfW Entwicklungsbank im Auftrag der Bundesregierung der National Housing Bank (NHB) eine Kreditlinie über 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die ihrerseits Eigenheimkredite für energieeffizientes Bauen über kommerzielle Banken anbietet. Gebäude, die mindestens 18 bis 30 Prozent – je nach Bedingung und Typ – unter dem Energie-Standardverbrauch liegen, werden zertifiziert; Kredite für diese Gebäude können dann von den kommerziellen Hausbanken bei der NHB zur Refinanzierung eingereicht werden. Ob die neuen Wohnungen diese Bedingung erfüllen, errechnet das aus Deutschland exportierte Kalkulationsmodell. Inzwischen sind 22.000 Wohneinheiten zertifiziert, 2.000 mit einem günstigen Kredit ­finanziert.

Als nächstes wird die KfW Entwicklungsbank die NHB dabei unterstützen, ein Label für energieeffiziente Wohngebäude zu entwickeln und einzuführen, so dass das Konzept in Indien an Bekanntheitsgrad gewinnt und sich im Wohnungsmarkt etabliert. Das sogenannte „KfW-Effizienzhaus“ ist in Deutschland eine feste Größe und auf dem hiesigen Immobilienmarkt heiß begehrt. „Inzwischen interessieren sich auch andere Geber verstärkt für den Ansatz von NHB und KfW“, beschreibt Corinna Peters. „Sie haben gesehen, dass es funktioniert.“

Friederike Bauer 

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