Städtisches Leben

Meine Familie entkam dem Elendsviertel

Mumbai bot meiner Familie Chancen – und die Freiheit, uns nach unseren eigenen Vorstellungen zu entfalten.
Slum in Mumbai. Rahman Abbas Slum in Mumbai.

Als ich sechs war, brachte mein Vater uns nach Mumbai. Ich hatte drei Geschwister, und unsere sechsköpfige Familie lebte in einem einzigen Zimmer. Es war sehr klein. Nur mein Vater verdiente Geld. Meine Mutter konnte kaum lesen, was in den frühen 1970er Jahren nicht ungewöhnlich war.  Sie stand morgens um fünf Uhr auf, um Wasser aus einem halben Kilometer Entfernung zu holen. Wir hatten einen illegalen Stromanschluss, aber er funktionierte nur von 19 Uhr bis 6 Uhr. Unsere Notdurft verrichteten wir in Büschen oder auf der Straße.
 

Gemeinschaftstoiletten

Zwei Jahrzehnte später, in den frühen 90er Jahren, wurden in unserem Slum an zwei Stellen Gemeinschaftstoiletten eingerichtet. Für mehr als 4000 Menschen gab es nun 16 Toiletten. Die Schlangen waren immer lang und es gab ständig Streit. Die Toiletten waren schmutzig, und wir mussten unser Wasser selbst mitbringen.

Unser Dach war eine Zeltplane. Im Sommer litten wir unter Hitzeausschlägen. Im Monsun war das ganze Viertel überschwemmt. Das Wasser stieg uns bis zum Knie. Deprimierenderweise leben die meisten Slumbewohner Mumbais noch immer in solchen Verhältnissen (siehe Hauptartikel). Vor unserer Gasse war ein großer, offener Wassergraben. Streunende Hunde und Katzen lebten dort – sowie, vor allem in der Regenzeit, Schlangen.

2001 begann mein großer Bruder Geld zu verdienen und wir zogen in eine bessere Wohnung. Im Verlauf von 40 Jahren hat diese großartige Stadt meiner Familie ermöglicht, Einkommen zu erzielen und uns zu entfalten. Meine Geschwister und ich sind gut gebildet und haben Berufe unserer Wahl ergriffen. Ich habe mich entschieden, Romane zu schreiben.

 


 

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