Verkehr

Wachstumsmotor Logistik

Damit Industrie und Handel florieren, ist ein funktionstüchtiger Transportsektor nötig. In den SADC-Ländern arbeiten InWEnt-Alumni daran, mit nachhaltigen Logistikkonzepten die regionale Wirtschaft zu beleben.

[ Von Berthold Volberg ]

Maureen Nakazwe und Carol Bulaya haben viel vor. Die beiden Frauen planen in Lusaka die Gründung einer Firma für Logistik Consulting. Sie wittern gute Marktchancen, denn in ganz Sambia gibt es bisher nur ein Unternehmen, das auf solche Dienste spezialisiert ist. Die beiden Gründerinnen wollen indessen nicht nur Beratung anbieten sondern ihre Kunden auch mit praxisorientierten Trainingsprogrammen unterstützen. In Probeläufen haben sie 2009 bereits 25 Studenten unterwiesen. Nun werden sie ihre Firma registrieren lassen.

Das Konzept ist stimmig – und vom Erfolg des Unternehmens werden nicht nur die beiden Gründerinnen profitieren. Um zu expandieren, sind Handel, Landwirtschaft und Industrie auf Transportleistungen angewiesen. Die neue Consultingfirma wird deshalb die Erfolgsaussichten anderer Unternehmen verbessern.

Nakazwe und Bulaya stellten ihr Konzept bei einem Treffen von InWEnt-Alumni im Dezember in Walvis Bay vor. Mit von der Partie waren 44 Logistiker, die zwischen 2001 und 2009 an einschlägigen InWEnt-Langzeitprogrammen in Deutschland teilgenommen hatten. Alle leben und arbeiten in Mitgliedsländern der Southern African Development Community (SADC). In die namibische Hafenstadt wurden nur Kollegen eingeladen, die einen überzeugenden Bericht über ein Projekt abliefern konnten, das sie im Anschluss an ihren Deutschlandaufenthalt begonnen haben.

Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft, und deshalb prämierte eine Jury aus Fachleuten von InWEnt und ITECO Consulting die besten dieser Transferprojekte. Die Kriterien waren transparent, es ging um
– systematische Problemanalyse,
– methodische Kompetenz,
– regionale Relevanz,
– realistische Erfolgsaussichten und
– ein weit fortgeschrittenes Stadium der Umsetzung.

Die beiden Frauen aus Sambia erfüllten die Vorgaben und erhielten deshalb einen Preis. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Mike Somanje von CombineCargo aus Malawi. Er plant den Aufbau eines Logistikzentrums an der Grenze zu Mosambik, das ein wichtiger Ausgangspunkt für ein Transportnetzwerk werden, und den regionalen Warenaustausch beleben dürfte.

Die in Deutschland gewonnenen Kenntnisse sind wertvoll – darüber herrscht unter den Alumni Einigkeit. Drei Viertel der Absolventen haben einen Karrieresprung gemacht und tragen jetzt mehr Verantwortung. Nakazwes Meinung, der Deutschlandaufenthalt sei „der entscheidende Schritt in ihrer Karriere“ gewesen, teilen viele.

Somanje lobt das praxisnahe Konzept von InWEnt: „Vor allem der Besuch von Hafenanlagen hat mich auf viele neue Ideen gebracht, wie man solche Drehscheiben des Handels am besten organisiert.“ Ähnlich beteuern auch Nakazwe und Bulaya, sie hätten in Deutschland viel gelernt – zum Beispiel, dass es auf effizientes Informationsmanagement ankomme, um die bestehende Infrastruktur optimal zu nutzen. Das sei das Rezept, um gute Leistungen zu niedrigen Preisen zu bieten.

Auf die Qualität der Infrastruktur kommt es selbstverständlich auch an. Für gute Straßen, Schienen, Häfen und dergleichen mehr zu sorgen, ist Aufgabe des Staates. Innerhalb der SADC gibt es diesbezüglich noch viel zu tun. Bulayas Urteil lautet: „Ich sehe einen dringenden Bedarf, Lobbyarbeit in Regierungskreisen zu initiieren.“ Den Austausch mit Kollegen im InWEnt-Netzwerk findet sie nützlich, denn er bietet die Chance, „strategische Partner“ in anderen SADC-Lädern zu finden.

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