Internationale Kooperation

„Noch in den Kinderschuhen“

Wasser ist eine existenzielle Ressource, für die es keinen Ersatz gibt. Die Versorgung Afrikas hängt von gewaltigen Flüssen und Seen ab, die nationale Grenzen überqueren. Gute Zusammenarbeit der Anrainerstaaten ist überlebenswichtig.

[ Von Hans Dembowski ]

In der Sahel-Zone gab es im August und September ungewöhnlich heftige Niederschläge. Am stärksten betroffen war Uganda, und folglich berichteten die Medien besonders über dieses Land. Doch auch andere Regierungen in der Region hatten mit Herausforderungen zu kämpfen.

Wie war die Lage in Niger nach dem sintflutartigen Regen?

Dieses Jahr hatten wir wirklich jede Menge Regen. Normalerweise beginnt die Regenzeit bei uns im Mai und Juni, diesmal war sie nicht sonderlich schlimm. Doch in der zweiten Julihälfte, den ganzen August durch und in den ersten Septemberwochen regnete es ziemlich stark. Straßen und Kommunikationsinfrastruktur haben schwere Schäden erlitten. Viele Menschen wurden Opfer von Überschwemmungen, es gab sogar Tote.

Ist der ungewohnte Niederschlag eine Folge des Klimawandels?

Das ist schwer zu sagen. Insgesamt war die Regenmenge in diesem Jahr nicht ungewöhnlich. In den sechziger und siebziger Jahren gab es viel heftigere Niederschläge. In den vergangenen Jahrzehnten plagten uns eher Dürren als Überschwemmungen. Dennoch kann man sagen, dass in den letzten zwei oder drei Jahren ziemlich viel Regen fiel, und das kann durchaus am Klimawandel liegen. Wirklich neu ist die Intensität des Regens; manchmal fallen 150 bis 200 ml in 24 oder 36 Stunden. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter ­nehmen.

In der gesamten Sahel-Zone kam es zu schweren Regenfällen. Müssen Sie international zusammenarbeiten, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

Ja, natürlich, wir kooperieren ja auch schon. Es gibt Organisationen wie CILSS, das „Comité Inter-Etats de Lutte contre la Secheresse dans le Sahel“ (Zwischenstaatliches Komitee zur Bekämpfung der Dürre im Sahel), und weitere Einrichtungen, die sich regional engagieren, zum Beispiel die Niger Basin Authority, die Lake Chad Basin Commission und eine Reihe anderer Organisationen. Wie jüngst wieder gesehen, sind Einzelstaaten in solchen Krisen ziemlich machtlos. Eine einzelne Regierung kann so etwas einfach nicht alleine bewältigen. Die Einsicht setzt sich immer mehr durch, dass Katastrophen auf nationaler und internationaler Ebene angegangen werden müssen; die Gewässerorganisationen werden mit als Erste eingeschaltet. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig als grenzübergreifend zusammenzuarbeiten.

Welche Rolle spielt die Weltgemeinschaft?

Zunächst einmal ist Information lebenswichtig. Wir müssen die Menschen vor Katastrophen warnen. Uns stehen meteorologische Daten zur Verfügung, um allgemeine Trendaussagen für die nächsten drei Monate zu treffen. Das ist zwar nicht sehr zuverlässig, aber zumindest können wir so frühzeitig etwas tun, um nicht völlig unvorbereitet zu sein, wenn Katastrophen zuschlagen. Und noch etwas könnte bereits im Vorfeld getan werden: Menschen aus bedrohten Gegenden in hochwasserfreie Gebiete umsiedeln. Derzeit leben im Niger viele Menschen in Dörfern, die schon oft überflutet wurden. Sie alle umzusiedeln ist allerdings eine schwere Aufgabe – und teuer obendrein. Hier kann die internationale Gemeinschaft helfen.

Das Interview führte
Hans Dembowski Ende September auf dem Petersberg.

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