Covid-19

Ausgangssituation der WHO zu Pandemiebeginn

Die Ausgangssituation im Frühjahr 2020, als die Covid-19-Pandemie ausbrach, war für internationale Organisationen wie die WHO (World Health Organization) nicht einfach. Nationalistische und autoritäre Tendenzen waren und sind weltweit am Wachsen und stellen das Prinzip des menschenrechtsbasierten Multilateralismus in Frage.
WHO-Generalsekretär Tedros Ghebreyesus. picture alliance / Keystone / Salvatore Di Nolfi WHO-Generalsekretär Tedros Ghebreyesus.

Das stellt die Autorität der WHO in Frage. So wurden zum Beispiel Empfehlungen, die als Reaktion auf den Gesundheitsnotstand bei der Ebola-Epidemie 2014 entstanden, nicht oder nur ungenügend umgesetzt. Zusätzlich ist die WHO seit langem von ihren eigenen Mitgliedstaaten chronisch unterfinanziert und personell unterbesetzt.

Der geopolitische Rahmen war am Anfang der Pandemie durch wirtschaftliche und politische Konflikte zwischen den USA und China geprägt. Das führte zu einer frühen und ausgeprägten Politisierung der Covid-19-Debatten und damit auch der Arbeit der WHO.

Zusätzlich führt auch der Aufbau der WHO zu Konflikten. Es gibt ein Spannungsfeld zwischen der unabhängigen Arbeit des Sekretariats, der Exekutive und den souveränen Interessen der 194 Mitgliedsstaaten. Die WHO hat die konstitutionell verankerte Aufgabe für die Gesundheitsrechte von Menschen zu sorgen und muss andererseits mit den Machtzentren der jeweiligen Nationalstaaten diplomatisch umgehen, deren Fokus keineswegs stets die nationale, geschweige denn internationale Gesundheit ist.

Dieser Dualismus zeigt sich auch in der normativen Funktion der WHO zu gesundheitlichen Themen auf der einen Seite und einem praktischen Wirken in Ländern auf der anderen Seite. Das manifestiert sich am deutlichsten im Ausrufen eines Gesundheitsnotstands (Public Health Emergency of International Concern – PHEIC) und dem lokalen Agieren von WHO-Länderbüros und Teams vor Ort bei Notständen, was oftmals in die staatliche Souveränität eingreift.

Damit war bereits vor der Pandemie klar, dass die Autorität der WHO und ihre Fähigkeit, Mitgliedsstaaten im Namen der globalen Gesundheit zu kritisieren, durch ihre finanzielle und auch politische Abhängigkeit limitiert war.


Andreas Wulf ist Berlin-Repräsentant und Gesundheitsreferent bei medico international.
wulf@medico.de

Anton Sundberg ist studentischer Mitarbeiter bei medico international.

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