Finanzen

Angst vor neuer Hyperinflation

Mike Bere betrachtet den grünen Zwei-Dollar-Schein, den Simbabwes Zentralbank vor kurzem eingeführt hat, und schüttelt den Kopf. „Ich werde diese Scheine akzeptieren, solange sie funktionieren, aber ich will nicht mehr als 20 Dollar davon besitzen. Ich vertraue ihnen nicht", erklärt der 37-Jährige. Er musste mehr als drei Stunden bei der Bank anstehen, um 50 Dollar abzuheben, und erhielt 30 Dollar in US-Dollarnoten und 20 in simbabwischen Schuldscheinen.
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Die Regierung Simbabwes führte diese umstrittene Quasiwährung Ende November ungeachtet großer öffentlicher Proteste ein, um dem Bargeldmangel im Land etwas entgegenzusetzen. Es gibt die Schuldscheine in Zwei-Dollar- und Fünf-Dollar-Scheinen. Die Regierung verspricht, dass ihr Wert an den US-Dollar gebunden bleibt.

Notenbank-Chef John Mangudya zufolge sind die Schuldscheine mit Devisenreserven abgesichert. Staatliche Medien schreiben, der Schritt solle das Horten von Bargeld beenden und das Land unabhängiger von ausländischen Währungen machen.

Simbabwe ist ein besonderer Fall, denn das Land hat keine eigene Währung mehr. Wegen der Hyperinflation wurde Anfang dieses Jahrhunderts der Gebrauch ausländischer Währungen eingeführt. Die mit Abstand größte Bedeutung hat der US-Dollar, er macht rund 97 Prozent des Geldes im Umlauf aus. Es werden aber auch südafrikanische Rand, Euro und britische Pfund akzeptiert.

Die Einführung von Schuldscheinen verunsichert nun die Menschen. Viele erinnern sich mit Schrecken daran, wie sie 2008/2009 aufgrund dramatisch gestiegener Preise ihr gesamtes Erspartes verloren haben. Die Regierung betrieb Misswirtschaft und druckte immer mehr Geld. Schließlich waren 100 Billionen Simbabwe-Dollar so wenig wert, dass man mit ihnen nicht einmal einen Laib Brot kaufen konnte.

Deshalb werden nun auch die Schuldscheine mit Argwohn betrachtet. Viele Simbabwer bezweifeln, dass die Regierung das neue System gut managen kann, und befürchten, dass die Gelddruckmaschinen bald wieder auf Hochtouren laufen werden und die Hyperinflation zurückkehrt.

Um Widerstände abzubauen, fährt die Zentralbank derzeit eine große PR-Kampagne. Bisher hat sie Schuldscheine im Wert von 75 Millionen Dollar ausgegeben. Die Menschen trauen der Sache aber nicht und heben so viel Geld wie möglich von den Banken ab. Für die Schuldscheine wurde eine Obergrenze von 50 Dollar pro Tag und 150 Dollar pro Woche festgelegt, die jeder maximal abheben darf. Überall im Land bilden sich täglich lange Schlangen vor den Banken.

„Wir sind ein komisches Land, das ständig die Regeln umschreibt“, sagt ein Mann, der in gleißender Sonne Schlange steht, um einen Bruchteil seines Geldes abzuheben. „Wir erleben im Moment einen riesigen Betrug. Wer kann einfach Papier bedrucken und dessen Wert festlegen?“, fragt Claude Chauke, ein Gemüseverkäufer aus Simbabwes Hauptstadt Harare.

 

Chief K. Masimba Biriwasha ist Online-Journalist in Harare, Zimbabwe.
biriwasha.m@gmail.com

 

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