Technologietransfer

Arme Länder holen auf

In armen Ländern spielen Technologien eine zunehmend wichtige Rolle. Einer stärkeren Verbreitung stehen aber vielerorts ungünstige wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen entgegen, sagt eine Studie der Weltbank.

In den letzten 15 Jahren hat sich das Niveau technologischer Anschaffungen in armen dem in reichen Ländern ­angenähert. Dies liegt nach Ansicht der Autoren des aktuellen globalen Wirtschaftsausblicks der Weltbank (Global Economic Prospects), der sich mit der Verbreitung technischer Errungenschaften in Entwick­lungsländern beschäftigt, vor allem an einer verstärkten Marktöffnung und ausländischen Investitionen. Trotzdem bleibt der Abstand zu den Industrieländern enorm und es gibt weiterhin kaum Neuentwick­lungen aus armen Ländern. Die durchschnittliche Verbreitung von Mobiltelefonen in Entwicklungsländern entspricht etwa der in Industrieländern im Jahr 1995. Zentrale Voraussetzungen für technischen Fortschritt, so der Bericht, sind funktionierende Märkte und ein dynamischer Privatsektor. Sehr wichtig sei aber auch die Bereitstellung von physischer Infrastruktur.

Zwei Hauptfaktoren bestimmen über den Erfolg des Technologietransfers in Entwicklungsländer: erstens, ob und wie stark ein Land überhaupt mit Technologie in Berührung kommt – etwa durch internationalen Handel oder den Kontakt zu Migranten in reichen Ländern. Eine Rolle spielen aber auch der wachsende Import von Zwischenprodukten und deren Weiterverarbeitung in Entwicklungsländern sowie Investitionen internationaler Firmen.

Entscheidend ist zweitens, dass sich neue Technologien innerhalb eines Landes verbreiten. Unter großstädtischen Eliten geht das zwar relativ schnell. Breite Bevölkerungsschichten oder kleine Firmen erreichen sie aber nur langsam, so der Bericht. Ähnlich sieht es innerhalb spezieller Sektoren aus: In Brasilien und in Indien beispielsweise erreichen hoch entwickelte Firmen durch die Nutzung moderner Technologien eine Produktivität, die mit Welt­markt­führern konkurrieren kann. Die Produktivität der großen Mehrheit der Un­ternehmen aber liege bei weniger als einem Fünftel derjenigen der Spitzenfirmen.

Die Aufnahme neuer Technologien hänge außerdem von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, dem Maß an grundlegendem technischen Wissen und den Finanzierungsmöglichkeiten ab. Regierungen spielen laut Weltbank eine wichtige Rolle, weil sie diese Voraussetzungen schaffen müssen. Oft sind sie auch die ersten, die Technologien – wie etwa Elektrizität, Festnetztelefonie oder Transport­infrastruktur – verbreiten. (cir)

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