Ökologie

Globale Gefährdung

Umweltverbrechen tragen zur Finanzierung von Terrorismus bei und bedrohen entsprechend den Weltfrieden. Das steht in einem aktuellen Gemeinschaftsbericht von UN Umweltprogramms (UNEP – UN Environmental Programme) und Interpol. Die beiden internationalen Organisationen sprechen sich für grenzüberschreitend koordiniertes Handeln aus.
Report von UNEP und Interpol: The rise of environmental crime. UNEP Report von UNEP und Interpol: The rise of environmental crime.

Laut UNEP und Interpol agieren die Ma­fiabanden, die in Umweltverbrechen involviert sind, wie multinationale Konzerne. Sie sind gut ausgerüstet und gut informiert, und sie operieren flexibel und fokussiert zugleich. Sie sind zudem gewieft, was Wirtschaftsverbrechen wie Steuerbetrug, falsche Bilanzierung, Geldwäsche, Internetkriminalität (Hacking und Phishing/Identitätsdiebstahl), Wertpapierbetrug und so weiter angeht. Sie richten Muttergesellschaften ein, nutzen Steuerparadiese und beteiligen sich am Betrug mit CO2-Gutschriften.

UNEP und Interpol schätzen, dass illegale Holzfäller, Bergarbeiter, Wilderer und Müllbeseitiger jährliche Schäden in der Höhe von bis zu 258 Milliarden Dollar anrichten. Die Wachstumsrate liege dabei zwei bis drei Mal über der der Weltwirtschaft. Die transnationalen Verbrecherorganisationen werden als einflussreich und gut koordiniert beschrieben. Sie bestechen, drohen, nötigen, schüchtern ein und morden.

Dem Report zufolge ist zentralisiertes und koordiniertes Handeln auf nationaler wie internationaler Ebene nötig (siehe Kommentar von Erik Solheim). Zudem müsse das Verbraucherbewusstsein geweckt werden.

Die Autoren zeigen auf, dass Umweltkriminalität mit schwacher Regierungsführung zu tun hat, wie sie sich in Korruption, schlechter Durchsetzung von Gesetzen und ungenügender Gerichtsbarkeit äußert. Sie appellieren an afrikanische und asiatische Regierungen, mehr Geld für Polizei, Strafverfolgung und Gerichte bereitzustellen. Auch politische Einflussnahme, schwache Gesetze und niedrige Beamtenmotivation machten Umweltverbrechen möglich. Dem Report zufolge belaufen sich Forstverbrechen auf bis zu 150 Milliarden Dollar im Jahr, Fischereiverbrechen auf bis zu 24 Milliarden und illegaler Bergbau auf bis zu 50 Milliarden.

Auch die Sicherheitsdimension ist wichtig. UNEP und Interpol betonen, dass bewaffnete nichtstaatliche Gruppen sich durch Umweltkriminalität finanzieren. Es ist beispielsweise bekannt, dass die Taliban Lapislazuli verkaufen und mit der Holzmafia in Afghanistan und Pakistan zusammen arbeiten. Der aktuellen Studie zufolge treibt die illegale Ausbeutung von Naturschätzen in der Demokratischen Republik Kongo seit zwei Jahrzehnten Gewalt an. Der Handel mit Diamanten, Gold und Edelsteinen hat Bürgerkriege in verschiedenen afrikanischen Ländern angetrieben, und in Somalia stützt sich Al-Shabaab auf das illegale und umweltschädliche Geschäft mit Holzkohle.

Gewaltkonflikte terrorisieren ganze Gesellschaften und zwingen Millionen von Menschen zur Flucht. Der breiten Öffentlichkeit müssten diese Zusammenhänge klar werden, fordern UNEP und Interpol. Bislang wüssten zu viele Menschen – vor allem in den reichen Nationen – nicht, dass es um viel mehr gehe als um von Wilderern erlegte Elefanten, Nashörner und Löwen. Das Bewusstsein, dass Frieden und Sicherheit bedroht werden, müsse wachsen.

Selbstverständlich ist aber auch das herkömmliche Verständnis von Umweltverbrechen weiterhin relevant. Wilderei und illegale Abholzung sind laut UNEP-Interpol-Bericht ebenso unakzeptabel wie die internationale Vermarktung der Ergebnisse.

Ceciel Shiraz Raj


Link
UNEP-Report: The rise of environmental crime.
http://unep.org/documents/itw/environmental_crimes.pdf

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