Terrorfinanzierung

Gefährlicher Geldfluss

Radikale Islamisten sehen sich als Todfeinde des Westens und seiner Lebensweise. Dies hindert sie aber nicht daran, Geschäfte mit dem Westen zu tätigen, um so die Verbreitung ihrer radikalen Ideologie finanzieren zu können.
Das Urlaubsparadies der Malediven ist zugleich eine Finanzquelle für den internationalen Terrorismus. Norbert Eisele-Hein/Lineair Das Urlaubsparadies der Malediven ist zugleich eine Finanzquelle für den internationalen Terrorismus.

Ob bei der Vorbereitung für die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022, ob beim Waffenhandel mit kriegführenden Staaten oder bei der Finanzierung bedenklicher Islamverbände und Wohltätigkeitsorganisationen – überall fließt Geld von Ost nach West und umgekehrt. Diesen Finanzströmen widmet sich das Buch „Scharia-Kapitalismus“ des Journalisten und Filmemachers Sascha Adamek.

Länder, die den radikalen Islam zur Staatsreligion erklärt haben, bezeichnet der Autor als „Scharia-Staaten“. Seiner Analyse nach handelten weder Akteure aus Scharia-Staaten noch ihre Geschäftspartner aus religiöser Überzeugung. Es gehe vielmehr darum, Geld zu ventilieren und zu vermehren, schreibt der Autor. Adamek warnt vor einem gefährlichen Pingpong-Spiel: Finanzströme aus dem Westen refinanzierten an vielen Stellen des Nahen Ostens Einzelpersonen, aber auch staatliche Organisationen, die dann wiederum als Gönner und Sponsoren fundamentalistischer Verbände aufträten.

Als Beispiel nennt der Autor Katar, das nicht selten als Drehscheibe der Terrorfinanzierung diene. Das Land gilt als eines der reichsten Länder der Welt, allerdings komme dieser Reichtum nicht den 2,3 Millionen Gastarbeitern aus Indien, Nepal, Bangladesch oder afrikanischen Staaten zugute. Im Gegenteil, diese schufteten meist unter prekären und menschenverachtenden Bedingungen auf den Baustellen des Emirats, das sich gerade mit riesigen Infrastrukturprojekten auf die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2022 vorbereitet. Der Reichtum häufe sich vielmehr auf den Konten katarischer Unternehmen und Einzelpersonen an, die dann wiederum als Finanziers terroristischer Gruppen auftauchten.

Adamek räumt ein, dass sicher nicht alle Geschäftspartner aus den arabischen Emiraten Terrorismus im Sinne hätten. Für die Golfstaaten gehöre es zum religiösen und politischen Selbstverständnis, Moscheevereine und Koranschulen zu finanzieren. Viele Moscheevereine beispielsweise in Deutschland stünden aber keineswegs auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Viele ähnelten vielmehr intransparenten Blackboxen, in denen Kinder und Jugendliche schleichend radikalisiert würden, warnt der Autor.

Auch Spenden an vermeintlich humanitäre Organisationen seien nicht unproblematisch. Als Beispiel nennt er Islamic Relief Worldwide (IRW). Zwar unterstütze IRW mit ihren Nothilfe- und Entwicklungsprojekten Menschen in Afrika, Asien, Nahost und Osteuropa, andererseits stünde IRW unter dem Verdacht, Teil des Finanzsystems der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu sein.

Auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Finanzen sei längst eine weitgehend unbeachtete Islamisierung im Gange, warnt Adamek. Großkonzerne wie beispielsweise Alitalia, Air Berlin, Daimler, Volkswagen oder Mövenpick, aber auch Banken wie die Credit Suisse oder die Deutsche Bank, seien – unter anderem durch die Finanzmarktkrise 2008 – in Schieflage geraten. Ihnen erschienen islamische Investoren mit frischem Geld oft als Retter in der Not. Doch dies führe zu bedenklichen Abhängigkeiten. So drohte Saudi-Arabien beispielsweise damit, sämtliche US-Anleihen zu verkaufen, als der US-Senat 2016 beschloss, bis dahin unter Verschluss gehaltene Seiten aus dem Untersuchungsbericht zur Terror­attacke vom 11. September 2001 zu veröffentlichen.

Wirtschaftliche Abhängigkeiten beherrschen laut Adamek nicht nur Industrie und Handel, sondern auch die Freizeitbranche. So sei Tourismus in tragischer Weise mit dem Terrorismus verbunden. Gerade in Urlaubsparadiesen wie den Malediven oder Bali würde viel Geld aus dem Tourismus generiert und in die Kanäle des internationalen Terrorismus geschleust.

Die sogenannten Scharia-Staaten seien ökonomisch aber mindestens ebenso abhängig vom Westen wie umgekehrt, erklärt der Autor. Dies versetze den Westen in die Lage, diese Staaten offensiv vom Export ihrer extremistischen Religionsvorstellung abzuhalten. Er sollte alles in seiner Macht stehende tun, um die Kanäle von Extremisten, Terroristen und ihren Geldgebern trockenzulegen – ohne Rücksicht auf die eigenen Geschäfte, fordert Adamek.


Buch
Adamek, S., 2017: Scharia-Kapitalismus. Den Kampf gegen unsere Freiheit finanzieren wir selbst. München: Econ, 2017

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