Naturkatastrophe

Mosambik vor großen Herausforderungen

Der Zyklon Idai hat am 14. März Zentralmosambik und besonders die Hafenstadt Beira verwüstet. Über 600 Menschen starben, über 1900 wurden verletzt. Idai machte deutlich, dass das Land auf eine derartige Katastrophe nicht vorbereitet ist. Die Regierung und internationale Geber müssen die gesamte Katastrophenprävention und Stadtplanung neu denken und vor allem umsetzen.
Überlebende des Zyklons Idai retteten sich in Booten nach Beira, Mosambik, das ebenfalls größtenteils verwüstet worden war. picture-alliance/ZUMA Press Überlebende des Zyklons Idai retteten sich in Booten nach Beira, Mosambik, das ebenfalls größtenteils verwüstet worden war.

Mosambik ist in jeder Regenzeit (Oktober bis März) von zwei bis drei Zyklonen betroffen. Doch Idai hatte eine nie dagewesene Intensität, die durch den Klimawandel bedingt sein dürfte. Der kurz darauf folgende Zyklon Kenneth richtete weitere Zerstörungen an. Die Wucht von Idai ist mit der von Hurrikan Katrina vergleichbar, der 2005 New Orleans verwüstete.

Der Sturm offenbarte auch die politischen und institutionellen Schwächen, die das Ausmaß der Naturkatastrophe verstärkten. So hatte der nationale Wetterdienst INAM bereits zwei Wochen vor Idai immer wieder auf die Gefahr eines Tropensturmes hingewiesen. In den nördlichen Provinzen Zambezia und Tete sowie in den Nachbarländern Malawi und Simbabwe war es in dieser Zeit bereits zu Schäden und ersten Opfern gekommen.

Doch die Behörden bleiben untätig – selbst als INAM drei Tage vor der Katastrophe den Zyklon auf die Warnstufe Rot hob und die Stadt Beira als exakt den Ort benannte, an dem Idai auf Land treffen würde.

Das nationale Katastrophenschutzzentrum INGC hat im Vorfeld der Katastrophe sowie in den ersten Tagen danach so gut wie keine Rolle gespielt. Das Zentrum, das in den Jahren nach der großen Flut von 2000 mit internationaler Hilfe – auch deutscher – erheblich ausgebaut worden war, scheint bis heute allenfalls in der Lage, mit kleineren Problemsituationen fertig zu werden.

Seit 2016 ist das INGC massiv unterfinanziert. Dies dürfte eine Folge jenes Korruptionsskandals sein, in den führende mosambikanische Politiker und Beamte verwickelt sind und der zu einer Einstellung der Budgethilfe seitens der Partner sowie einem Stopp der Beistandskredite seitens des Internationalen Währungsfonds geführt hat (siehe hierzu Kommentar von Gina dos Reis und Jürgen Kaiser in E+Z/D+C e-Paper 2016/09, Debatte). Die Konsequenz sind drastische Einschnitte in allen Haushaltsposten.

So kommt es nicht von ungefähr, dass die allerersten Helfer vor Ort eine Gruppe von 22 Freiwilligen aus Südafrika war. Sie waren bereits am 13. März, also am Tag vor dem Eintreten der Katastrophe, mit sechs Geländefahrzeugen von Johannesburg aus Richtung Beia aufgebrochen, wo sie am 14. März ankamen und sofort mit Rettungsmaßnahmen begannen. Zusammen mit dem Personal auf dem Tower des Flughafens bildeten sie so etwas wie ein erstes Koordinierungs- und Rettungszentrum in einer ansonsten gelähmten Stadt.

In Beira brachen Strom-, Wasser- und Gasversorgung sowie die Versorgung mit Lebensmitteln zusammen. 90 Prozent aller Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Auch das Hinterland wurde durch den Zyklon verwüstet. Im Westen Beiras entlang der Flüsse Pungue und Buzi entstand in wenigen Stunden ein Binnensee von 30 mal 120 Kilometern. Den Menschen in Beira, wie auch im Hinterland blieb nur die Flucht auf die Dächer ihrer Häuser, auf Bäume oder höher gelegene Orte, wie beispielsweise das Gebiet des Flughafens. Wegen der Zerstörungen und Überflutungen werden rund 1,8 Millionen Menschen in Zentralmosambik noch für lange Zeit von Nahrungsmittelhilfe abhängig sein.

Damit ist die grundlegende Problematik der Lage Beiras angesprochen. Als die Stadt um 1880 gegründet wurde, schien sie gut dafür geeignet zu sein, ein paar tausend Menschen direkt am Indischen Ozean anzusiedeln. Heute hat Beira fast 600 000 Einwohner. Auf deutsche Verhältnisse übertragen läge die Stadt am Ausgang der Weser in der Nordsee, teilweise im Wattenmeer, wäre nur zum Teil von mickrigen Deichen und Dämmen umgeben und von einem ineffizienten Drainagesystem unzureichend entwässert.

Mit einer simplen Rekonstruktion der Stadt und ein paar kosmetischen Maßnahmen an Deichen und Dämmen in den Flussgebieten des Hinterlandes ist es nicht getan. Die Herausforderung besteht darin, die Stadt dauerhaft vor dem Meer zu schützen. Es braucht eine neue, auf Resilienz zielende Stadt- und Umweltplanung.


Friedrich Kaufmann ist Leiter der Deutschen Auslandshandelskammer in Maputo, Mosambik. Der Beitrag gibt seine persönliche Meinung wieder.
friedrich.kaufmann@gmx.net

Winfried Borowczak ist Sozialökonom und freier Consultant mit den Schwerpunkten Privatsektorförderung und Organisationsentwicklung in Afrika und portugiesischsprachigen Ländern.
winborow@aol.com

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