Sport

Südafrika 2010 – Deutschland 2006

Zum ersten Mal fand die FIFA-Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2010 auf dem afrikanischen Kontinent statt: in Südafrika. Das Land zeigte sich stolz, stand jedoch auch vor einer großen Aufgabe. Denn die ganze Welt verfolgte kritisch, ob die Süd­afrikaner den Anforderungen wohl gerecht werden würden. Diese wiederum wollten sich im besten Licht präsentieren: „Wir möchten zeigen, dass Afrikas Zeit gekommen ist“, schrieb der ehemalige süd­afrikanische Präsident Thabo Mbeki in ­einem Brief an FIFA-Präsident Sepp Blatter im Jahr 2003.
Am Ende triumphierte Spanien. picture-alliance/dpa Am Ende triumphierte Spanien.

Vier Jahre zuvor war Deutschland Austragungsort der WM 2006 gewesen. Seinem Nachfolger versprach es Unterstützung bei der Organisation dieses Großevents. Zu den Zusagen aus den Regierungsverhandlungen zählte auch die Durchführung des Projekts „Südafrika 2010 – Deutschland 2006: Kommunale Partnerschaft mit Kick!“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), die heute zu ENGAGEMENT GLOBAL gehört. Das Projekt sollte einen Austausch zwischen deutschen und südafrikanischen WM-Organisatoren anregen.

Gerade die Städte, in denen WM-Spiele stattfinden sollen, stehen oft unter großem Druck. Die FIFA stellt strikte Anforderungen an sie, um sicherzustellen, dass es dem internationalen Publikum während des Turniers gut ergeht. Manchmal sind diese Vorgaben nur schwer mit den Entwicklungs­plänen der Stadt vereinbar. Gleichzeitig ist eine WM jedoch auch eine große Chance für die Kommunen, denn sie können Großprojekte initiieren, deren Finanzierung sonst in weiter Ferne läge. Die schwierige Aufgabe der WM-Organisatoren ist deshalb, mit den Geldern das Beste für die Kommune zu erreichen und gleichzeitig die formalen Anforderungen der FIFA zu erfüllen. Dabei, diese Aufgabe zu meistern, soll das Host-City-­Programm helfen.

Zwischen 2007 und 2010 nahmen deutsche WM-Experten an Workshops und Diskussionen in Südafrika zu Themen wie Verkehr, Sicherheit, Abfallmanagement und Tourismus teil. So tauschten sich beispielsweise Mitarbeiter der Berufsfeuerwehren und Rettungsdienste über Sicherheitsfragen aus, oder die kommunalen WM-Organisationsbüros über die Gestaltung von Fanfesten. Die Idee war dabei selbstverständlich nicht, deutsche Lösungen einfach zu exportieren, sondern Austausch anzuregen. Denn nicht alle deutschen Strategien funktionieren auch in Südafrika.

Sowohl Südafrikaner als auch Deutsche schätzten das Projekt sehr: Alle konnten sie ihre Kompetenzen erweitern. Die ­südafrikanischen Teilnehmer wandten ­diese bei der WM-Organisation direkt an. In ­einigen Städten wurden zum Beispiel der ­Katastrophen- und der Umweltschutz ­verbessert. Die deutschen Experten­ ­wie­derum erweiterten ihre Fähigkeiten in Beratung und interkultureller Kommu­­ni­kation.


An dem Projekt beteiligt waren zwölf deutsche und neun südafrikanische ­WM-Austragungsstädte, zudem zustän­dige Ministerien und Sicherheitsbehörden. Die wichtigsten Kooperationspartner vor Ort waren die Organisationen DED und GTZ, die heute Teil der Deutschen Gesellschaft für Internationale ­Zusammenarbeit (GIZ) sind. Im Bereich nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr engagierten sich zudem das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Arbeits­gemeinschaft der Leiter der Berufsfeuer­wehren (AGBF).

Das Projekt war so erfolgreich, dass die deutschen Experten nun mit dem nächsten WM-Gastland ein ähnliches ­Vorhaben gestartet haben: „Brasilien 2014 – Deutschland 2006/11: Partner für nachhaltige Stadtentwicklung“ (siehe Interview).

 

Kurt-Michael Baudach,
Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, ENGAGEMENT GLOBAL

 

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