Abfallwirtschaft

Dreifaches Ziel im Umgang mit Müll in Mexiko

Sowohl staatliche Stellen als auch zivilgesellschaftliche Gruppen und private Unternehmen sind bemüht, die Abfallsituation in Mexiko zu verbessern.
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Traditionell reparierten Mexikaner*innen ihre zerrissenen Kleidungsstücke und verwendeten Taschen und Verpackungen mehrmals. Zuletzt musste Mexiko-Stadt ein Gesetz erlassen, das die Lieferung, Vermarktung und den Vertrieb von Einweg-Plastikartikeln verbietet. Das Ziel war, zu den ursprünglichen, umweltfreundlicheren Praktiken zurückzukehren. Das Verbot stieß bei Kunststoffherstellern und Straßenverkäufer*innen auf Widerstand. Die Behörden starteten deshalb Kampagnen, um Straßenhändler*innen, Restaurants und informelle Geschäfte dafür zu sensibilisieren. Sie wandten sich auch an die tianguis – eine Art Flohmarkt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es wichtig ist, Menschen immer wieder darüber aufzuklären, weshalb Einwegkunststoffe schädlich sind.

Ein international heiß diskutiertes Thema ist, dass vermeintlich langlebige Konsumgüter wie etwa Mobiltelefone kaum noch repariert werden. Hersteller wollen lieber neue Geräte verkaufen, also produzieren sie ihre Waren so, dass sie schwer zu reparieren sind, und verlangen hohe Gebühren für Reparaturdienste. Mexiko will etwas dagegen unternehmen. Eine Reform der Gesetzgebung zum Verbraucherschutz ist im Senat anhängig. Sie soll Unternehmen und Lieferanten dazu verpflichten, erschwingliche Reparaturdienste anzubieten. Außerdem sollen weitere Gesetzesvorhaben die Sicherheit und Haltbarkeit von Batterien und Elektrogeräten verbessern.

Einige Initiativen wollen die Situation der informellen Müllverwerter*innen verbessern – was meist bedeutet, ihre Arbeit formeller zu organisieren. Ein Beispiel ist Bahía Circular, ein Projekt der gemeinnützigen Organisation Entreamigos in einer Bucht im Bundesstaat Nayarit. Das Projekt will eine Kreislaufwirtschaft schaffen, in der alle Abfälle wiederverwendet werden.

Das Projekt unterstützt ein Netzwerk von etwa 90 Abfallsammler*innen aus einkommensschwachen Gemeinden. Sie arbeiten in semiländlichen Gebieten, wo es bisher keine angemessene Abfallentsorgung gab. Entreamigos stattete die Sammler*innen mit Stiefeln, Handschuhen und anderer Schutzausrüstung aus. Außerdem klärte die Organisation sie über verschiedene Arten von Müll auf, welche Risiken jeweils drohen und wie sicher damit umzugehen ist. Auch andere Kompetenzen sind wichtig, zum Beispiel hinsichtlich digitaler Geräte und Finanzmanagement. Das dreifache Ziel der Projekte ist: Lebensunterhalt formalisieren, Lebensstandard erhöhen und Abfallwirtschaft verbessern.

Um lokale Unternehmen in das Projekt einzubeziehen, führte Entreamigos „Kreislaufkredite“ ein. Das ist eine Form der Bezahlung für abfallwirtschaftliche Dienstleistungen, die beim Monitoring hilft – und dabei, langfristige Beziehungen aufzubauen.

Das soziale Unternehmen Sarape Circulab führt Müllsammelprojekte durch. Sein Programm ist kompetenzorientiert und schult informelle Recycler*innen in Bereichen wie Ressourcenmanagement, persönliche Finanzen, Sparen, Lebensmittel, Gesundheit und Sicherheit. Fragen der Qualitätskontrolle stehen ganz oben auf der Tagesordnung: Die Arbeiter*innen lernen, Wareneingangs- und -ausgangslisten zu führen und Markttrends zu erkennen.

Pamela Cruz arbeitet für Comunalia, einem Netzwerk von Bürgerstiftungen in Mexiko, und MY World Mexico, ein Sozialunternehmen für nachhaltige Entwicklung und Zusammenarbeit.
pamela.cruzm@gmail.com

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Um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist gute Regierungsführung nötig – von der lokalen bis zur globalen Ebene.