Erneuerbare Energien

Dezentrale Windparks für Afrika

Wachstum erhöht den Strombedarf – und dezentrale Lösungen bieten kostengünstige Chancen, die Umwelt zu schonen.

Keito ist im Senegal das erste private Energieunternehmen und wurde trotz Finanzierungsproblemen gestartet. Es betreibt Solarkioske, an denen Kunden günstig Batterien aufladen können. Firmengründerin Heidi Schiller will erneuerbare Energien in Afrika voranbringen. Sie inte­ressiert sich vor allem für Schulen und Krankenhäuser als Markt. Ihr Ziel ist aber nicht nur, Bildungseinrichtungen mit sauberer Energie zu versorgen – sie will Schüler auch mit grüner Technik vertraut machen.

Leider tun sich deutsche und europäische Investoren in Afrika schwerer als in Schwellenländern wie China, Brasilien oder Mexiko, wo die Risiken geringer sind. Das berichtet Bruno Wenn, Geschäftsführungsmitglied der DEG, dem Zweig der KfW Bankengruppe, der den Privatsektor in Entwicklungsländern unterstützt. Dennoch müssten sich Europäer stärker in Afrika engagieren, fordert Wenn.

Kapital ist auch nicht das eigentliche Problem – darüber sind sich Wenn und Schiller einig. Geld und Technologie kann man Schiller zufolge überall auftreiben. Es fehle aber an entschlossenen Unternehmern. Der DEG-Manager vermutet, dass Afrika zwar mehr Geld verwenden könne, als die Geber an staatlicher Entwicklungshilfe (ODA) zu zahlen bereit ­seien. Er verweist aber auf afrikanische Banken, die über genügend Kapital verfügten, um kluge Projekte zu finanzieren.

Capacity Development statt Subventionen

Wenn und Schiller diskutierten im Juni während einer Konferenz der Evangelischen Akademie Loccum über grüne Energie in Afrika. Im Zentrum der Veran­staltung standen Gründerprojekte, die Afrikanern dienen. Herkömmliche Ansätze mit fossiler Brennstofftechnik haben den Nachteil, dass sie teuer und klimaschädlich sind.

Nach den Worten von Belynda Petrie aus Südafrika steht der Kontinent vor vielen Problemen wie wirtschaftlicher Not, politischer Unruhe, Folgen des Klimawandels, Hunger, Mängeln im Gesundheitswesen und raschem Städtewachstum. Energie sei essentiell wichtig, um die meisten Herausforderungen zu meistern, meint die Unternehmerin. Dabei plädiert sie für unabhängige, integrierte Windparks und ähnliche Kleinanlagen. Sie müssen wirtschaftlich arbeiten, betont Petrie, denn Subventionen sind vielerorts fehlgeschlagen. Aus ihrer Sicht kommt es auf Maßnahmen an, die örtliche Probleme in lokaler Eigenverantwortung lösen.

Das größte Problem für Afrika, so Petrie, ist politische und institutionelle Unsicherheit. Sie äußert sich besorgt über so unterschiedliche Dinge wie Korruption nach dem Motto „ohne Moos nichts los“ und Steuern auf importierte Bauteile. Vorhaben seien jedoch zum Scheitern verurteilt, wenn die Regierung sie nicht grundsätzlich unterstützte.

Petrie sieht auch Geber in der Verantwortung. In ihren Augen ist Capacity Development ein Schlüsselthema, denn oft fehlten Hilfeempfängern die nötigen Kenntnisse, um aus neuen Anlagen maximalen Nutzen zu ziehen. Leider bleibe von vielen Projekten schon nach wenigen Jahren nichts übrig. Petrie kritisiert auch, dass Geberinstitutionen Marktverhältnisse oft falsch einschätzten und schicke ­Lösungen unterstützten, die Afrikanern nichts bringen. Solche Fehler kosten Geld und Zeit und sorgen obendrein für Verdruss. (jm)

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