Südostasien

Großer Handlungsbedarf

In Myanmar besteht die Chance auf rasantes Wirtschaftswachstum, wenn die Regierung kompetent handelt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen ­Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB).

Von Laura Hinze

Derzeit hat Myanmar nur moderate Wachstumsraten, hohe Armutsziffern und schlechte Infrastruktur. Doch es besitzt aus Sicht der Asian Development Bank (ADB) großes Potenzial wegen
– seines Rohstoffreichtums,
– des großen Angebots an Arbeitskräften und
– der günstigen geographischen Lage.
Der ADB zufolge macht die Regierung von Myanmar Schritte in die richtige Richtung. Dazu gehören die Öffnung des Markts, das Werben um ausländische Investitionen und die schrittweise Liberalisierung des Finanzsektors. Die Bank sieht aber noch großen Handlungsbedarf, denn zur Armutsbekämpfung werde noch zu wenig getan.

Aktuell gilt laut einer Studie des multilateralen Instituts noch jeder Vierte in Myanmar als arm. In ländlichen Regionen sei die Armut am größten. Dort sei auch der Zugang zu Sanitär- und Gesundheitseinrichtungen, sauberem Trinkwasser und Elektrizität oft nicht gesichert. Vom Ausbau der ländlichen Infrastruktur könne die Wirtschaft besonders profitieren, schreiben die Autoren, unter anderem weil der Transithandel zwischen Indien und China belebt würde und Investoren anlocken dürfte.

Bessere ländliche Infrastruktur würde auch zu sozialer Gerechtigkeit beitragen, heißt es in der Studie, unter anderem, weil die Menschen besseren Zugang zu Märkten sowie Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen bekämen. Die ADB befürwortet dabei enge Kooperation des Bildungswesens mit dem Privatsektor, damit Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften übereinstimmen.

Die ADB betont die Bedeutung niedriger Inflationsraten und moniert, Myanmars Regierung fülle Lücken im Staatshaushalt zu bereitwillig mit dem Drucken von neuem Geld. Das Land brauche zudem kohärente Rahmenbedingungen für die Unternehmen und müsse Korruption und Misswirtschaft bekämpfen. Laut dem ADB-Papier muss auch das Steuersystem reformiert werden, wofür es indessen schon vielversprechende Ansätze gebe.

Grundsätzlich meinen die Autoren, dass die Politik und die Verwaltung transparent und verantwortlich arbeiten müssten, um das Vertrauen von in- und aus­ländischen Investoren zu gewinnen. Schließlich sei auch eine Diversifizierung der Wirtschaft dringend erforderlich.

Westliche Beobachter verfolgen aufmerksam die politische Liberalisierung Myanmars. Die ADB geht darauf aber nicht explizit ein. Diese multilaterale In­stitution äußert sich traditionell nicht zu Bürgerrechten und Demokratie – nicht zuletzt aus Rücksichtnahme auf autoritär regierte Mitgliedsländer wie beispielsweise die Volksrepublik China. (lh)

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