DBL Group

„Wir wachsen dynamisch“

Die DBL Group ist ein Hersteller von Textilwaren mit Sitz in Bangladesch. Zu den Kunden gehören internationale Marken wie H&M, Walmart, C&A, Esprit und Hugo Boss. DBL hat mehr als 42 000 Beschäftigte, darunter 14 700 Frauen. Im E+Z/D+C-Interview erläutert Geschäftsführer M. A. Jabbar, welche Auswirkungen die Covid-Pandemie auf die Branche hat und welche technologische Veränderungen zu erwarten sind.
DBL Group in Dhaka: „Wir werden zusätzliche Fachkräfte brauchen, die mit modernen Maschinen umgehen können.“ SB DBL Group in Dhaka: „Wir werden zusätzliche Fachkräfte brauchen, die mit modernen Maschinen umgehen können.“

Wie hat sich die Coronakrise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt und haben Sie sich schon davon erholt?
Die Pandemie war für uns genauso schwierig wie für den Rest der Welt. Die ersten Monate des Lockdowns trafen uns hart. Dass wir unsere Expansion in verschiedenen Geschäftsbereichen erfolgreich fortsetzen konnten, zeigt aber auch unsere Resilienz. Außerdem unterstützte uns die Regierung von Bangladesch, die als Reaktion auf die Pandemie ein Konjunkturpaket für Unternehmen im ganzen Land bereitstellte. Obwohl die Gesamtexporte von Bangladesch im Geschäftsjahr 2019-20 um mehr als 18 Prozent zurückgingen, konnte die DBL Group ihre Ausfuhren um mehr als sechs Prozent steigern. In den Jahren 2020-21 stiegen unsere Exporte sogar um fast 55 Prozent und unser Umsatz erreichte ein Allzeithoch. Wir haben nicht nur überlebt, sondern wachsen auch dynamisch.

Wie hat sich die Textilproduktion in den vergangenen Jahrzehnten in Bangladesch verändert?
Im vergangenen Jahrzehnt gab es wichtige Veränderungen (für einen tieferen Einblick in die Textilindustrie von Bangladesch siehe Sabine Balk auf www.dandc.eu). In der ersten Hälfte hatten Gesundheit und Sicherheit oberste Priorität. Darauf folgten Verpflichtungen zu verschiedenen sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsinitiativen. Unsere Branche hängt von den Käufern ab. Um im Geschäft zu bleiben, müssen Unternehmen Nachhaltigkeitsversprechen einhalten, die internationale Marken ihren Endverbrauchern geben. Auf der sozialen Seite hat menschenwürdige Arbeit in der Lieferkette an Bedeutung gewonnen. Dazu gehören faire Löhne, Qualifizierung und sogar Engagement in der Gemeinschaft. Auf der Umweltseite sind die Verringerung der Kohlenstoffemissionen und die Verbesserung des Abfallmanagements wichtig. Verantwortungsbewusstes Konsumverhalten findet immer mehr Beachtung und die Nachfrage nach recycelten Produkten ist in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegen.

Nimmt die Automatisierung zu?
Wir haben Teilbereiche in unserer eigenen Lieferkette automatisiert. Die Maschinen in der Spinnerei der DBL Group haben beispielsweise eine programmierbare Logiksteuerung, die die Umdrehungen pro Minute automatisch anpasst. In unserer Stofffärberei sind automatische Temperaturregler in die Maschinen integriert. In unserer Waschanlage setzen wir Lasertechnologien ein. Diese Technologien optimieren sowohl den Energie- als auch den Wasserverbrauch. Im Allgemeinen ist die Pullover- und Grobstrickproduktion in Bangladesch mittlerweile vollständig automatisiert.

Wie viel Handarbeit ist noch nötig – und wie viel wird in Zukunft nötig sein?
Die Verarbeitung von Rohstoffen – Spinnen, Färben und Bedrucken – erfordert nicht viel menschliches Eingreifen, aber die Bekleidungsherstellung ist sehr arbeitsintensiv. Zuschnitt, Nähen, Veredelung und Verpackung werden größtenteils von Hand erledigt. In diesen Bereichen hat eine gewisse Automatisierung stattgefunden, aber der Wandel war bisher nicht so groß wie in anderen Ländern. Es gibt sicherlich noch Spielraum für weitere Automatisierung in der Fertigung. Industrie 4.0 bedeutet, dass wir von der Handarbeit zur Automatisierung übergehen. Außerdem wird es in der Fertigung weniger Verschwendung geben, da die Ausschussquoten gesenkt werden.

Bedeutet das, dass sie weniger Arbeitskräfte brauchen werden?
Vielleicht brauchen wir in der Zukunft weniger Arbeitskräfte, aber es ergeben sich auch neue Möglichkeiten. Wir werden zusätzliche Fachkräfte brauchen, die mit den modernen Maschinen umgehen können. Um Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, ist eine Höherqualifizierung nötig. Wir arbeiten mit Ausbildungszentren der Industrie zusammen, die entsprechende Kurse anbieten. Initiativen dieser Art helfen den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, sich an die Zukunftstechnologien anzupassen und senken die Arbeitslosigkeit. Außerdem arbeiten viele Frauen, die am Programm für weibliche Führungskräfte unseres Unternehmens teilgenommen haben, jetzt als Vorgesetzte. Ihre Beschäftigungsmöglichkeiten haben sich verbessert. Eine von ihnen wechselte zu einer Nichtregierungsorganisation, die Qualifizierungsmaßnahmen anbietet und daran arbeitet, die Beschäftigungschancen von Frauen zu verbessern.

Welchen Einfluss wird die Automatisierung auf das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) haben?
Sie wird vielfältige Auswirkungen haben. Auf der sozialen Seite werden Menschen durch eine bessere Ausbildung vertiefte Fähigkeiten und bessere Chancen haben – nicht nur in der Textilindustrie, sondern auch in anderen Branchen. Damit wird das SDG 4 „Hochwertige Bildung“ erreicht. Auf der Umweltseite werden die Produktionsprozesse effizienter sein, was die Ressourcennutzung optimieren und die Verschwendung reduzieren wird. Das steht in direktem Zusammenhang mit SDG 12 „Verantwortungsvoller Konsum und Produktion“ (siehe mein Interview auf www.dandc.eu). Während des Übergangs zur Automatisierung kann es jedoch zu mehr Arbeitslosigkeit kommen. So könnte SDG 1 – keine Armut – einen Rückschlag erleiden.

Wie verändert sich der internationale Wettbewerb?
China ist nach wie vor der größte Exporteur von Bekleidung, aber einige Länder schließen auf. Vietnam liegt jetzt Kopf-an-Kopf mit Bangladesch. Die Produzenten dort sind gut darin, sich technologisch anzupassen.

Sind sie an afrikanischen Produktionslinien beteiligt?
Nun, wir haben tatsächlich in Äthiopien investiert, in Mekelle, der Hauptstadt der Region Tigray. Allerdings musste der Betrieb wegen des aktuellen Konflikts eingestellt werden.

Wie schätzen Sie die Situation für Ihre Branche in den nächsten Jahrzehnten ein?
Das Potenzial für Verbesserungen ist groß. Es sind umsichtige Investitionen erforderlich, insbesondere im Hinblick auf die Automatisierung. Qualifizierung ist entscheidend und die damit verbundenen Investitionen kommen nicht nur den Herstellern zugute, daher sollte sie zusammen mit verschiedenen Interessengruppen erfolgen. Das Weltwirtschaftsforum hat vorgeschlagen, dass die Qualifizierung in einem kooperativen Ansatz erfolgen sollte, der neben den Herstellern auch Marken, Agenturen und Technologieanbieter einbezieht.


M. A. Jabbar ist Geschäftsführer der DBL Group.
jabbar@dbl-group.com

 

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